Interview mit Harald Börsch, Geschäftsführender Gesellschafter der DICO Waschstraßen GmbH und der DICO Technik GmbH

Donnerstag, 30. Juni 2016 Interview mit Harald Börsch, Geschäftsführender Gesellschafter der DICO Waschstraßen GmbH und der DICO Technik GmbH

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Harald Börsch, Geschäftsführender Gesellschafter der DICO Waschstraßen GmbH und der DICO Technik GmbH

Interview mit Harald Börsch, Geschäftsführender Gesellschafter der DICO Waschstraßen GmbH und der DICO Technik GmbH

DICO wäscht an der Langbaurghstraße professionell Autos und schult Kunden, die ähnliche Anlagen kaufen wollen. Die Troisdorfer Unternehmer Monika und Harald Börsch sind auch Anlagenbauer. Sie haben mit ihrer neuen Anlage im Gewerbegebiet Spich einen „Showroom“ errichtet, auch um Kunden für ihr Anlagengeschäft zu gewinnen. pro Troisdorf-Interview mit dem Geschäftsführenden Gesellschafter Harald Börsch. Die Fragen stellten Leonie Schneider-Kuttig und Carsten Seim.

Harald Börsch, Geschäftsführender Gesellschafter der DICO Waschstraßen GmbH und der DICO Technik GmbH, ist von Haus aus Landwirt. Wie kam er dazu, sich gemeinsam mit seiner Frau Monika ins umkämpfte Geschäft mit der Autowäsche zu begeben und am Ende auch Premium-Waschstraßen zu konstruieren und zu bauen? Monika und Harald Börsch beschäftigen heute rund 60 Mitarbeiter. Die DICO vermarktet selbst entwickelte und hergestellte Waschstraßen europaweit. 98 sind inzwischen produziert – Stückpreis: ab 250 000 Euro. Kaufmännischer Sitz der beiden DICO-Gesellschaften ist Troisdorf.

Was hat Sie ins Geschäft mit Waschstraßen gebracht, Herr Börsch?

Wir hatten in Köln-Porz einen Ackerbaubetrieb. Ich habe dort auch eine landwirtschaftliche Lehre absolviert. Doch in den 80er-Jahren sanken die Erlöse immer weiter. Ich habe deshalb über ergänzende Einnahmequellen nachgedacht, und Kontakt zur Firma WAP – Waschbär aufgenommen, die SB-Waschboxen vermarktet. Wir haben dann zunächst in Niederkassel-Ranzel und später auch in Sankt Augustin solche Boxen aufgestellt. Zwischenzeitlich wollten wir nach Kanada auswandern, sind aber aus privaten Gründen doch wieder nach Deutschland zurückgekehrt und haben eine erste – damals noch gebrauchte – Autowaschstraße in Unna bei Dortmund übernommen.

Wie kamen Sie dazu, ins Premium-Segment einzusteigen?

Ein erster Schritt: 1994 haben wir ein Lagergebäude am Biberweg übernommen und eine Waschstraße darin installiert. Die erste Innovation, die wir damals eingeführt haben, brachte mehr Komfort für unsere Kunden: eine überdachte Staubsaugerhalle. Kunden wollen nämlich vielleicht einmal abgesehen von wenigen Tagen im Frühjahr in einem geschützten Umfeld ihre Fahrzeuge reinigen. Wir sind bei diesem Indoor-Konzept geblieben.

Und wie kamen Sie dazu, eigene Anlagen konstruieren und bauen zu lassen?

Wir haben uns mit US-amerikanischen und deutschen Konstruktionen beschäftigt. Diese haben den Vorteil, einfacher konstruiert zu sein, als ihre damaligen deutschen Konkurrenzprodukte. Doch sie erfordern viel manuelle Vorarbeit, um die hohen Ansprüche, die deutsche Kunden an eine Autowäsche stellen, zu erfüllen. Es wird zunehmend schwerer, Arbeitskräfte für diese wirklich nicht leichte Arbeit zu finden. Also brauchten wir Maschinen, die mehr können und auf dem Weg zu einem perfekten Waschergebnis manuelle Vorarbeit reduzieren. Seit 1999 entwickeln wir entsprechende Aggregate und haben dafür eine zweite Gesellschaft gegründet, die DICO Technik GmbH. Sie ist derzeit noch in Lohmar aktiv. Ab dem dritten oder vierten Quartal werden wir in eine Halle am Biberweg umziehen, in der wir früher eine Waschstraße betrieben haben. Ab dann werden wir von Troisdorf aus Anlagen für den deutschen und europäischen Raum produzieren. Es stehen uns dort über 3000 Quadratmeter zur Verfügung.

Sie sind gelernter Landwirt. Wie wurden Sie zum Maschinenbauer?

Bis 2003 haben wir mit einem anderen deutschen Anbieter zusammengearbeitet. Als diese nicht mehr fruchtbar war, haben wir beschlossen, selbst Anlagenbauer zu werden. Ich habe Fachleute dafür eingestellt: Wir beschäftigen drei Ingenieure, die auch konstruieren, einen Techniker für Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) sowie zwei Elektriker für die erforderliche Elektronik. Wir haben ein eigenes Kassensystem inklusive Software entwickelt. Um diesen Geschäftszweig kümmern sich drei Fachinformatiker und eine IT-Auszubildende. Damit sind wir der einzige Hersteller in Deutschland, der alles aus einer Hand anbieten kann. Heute beschäftigen wir rund 60 Mitarbeiter. Darunter sind zehn Monteure, die ständig in Deutschland unterwegs. Wir installieren zurzeit unsere 98. Anlage.

Und was kosten solche Waschstraßen bei Ihnen?

Eine Maximallösung mit einer Schleppkettenlänge von 65 Metern wie an der Langbaurghstraße in Troisdorf kostet rund 700 000 Euro. Sie können bei uns Anlagen ab 250 000 Euro kaufen. Darin enthalten sind auf Wunsch Maschine, Staubsauger und Wasseraufbereitung. Das Gebäude ringsherum ist darin nicht enthalten. 2006 haben wir die Sparten Service und Herstellung in zwei Gesellschaften aufgeteilt. Meine Frau und ich sind Geschäftsführende Gesellschafter.

In welcher Wettbewerbssituation bewegen Sie sich?

Wir arbeiten in einem umkämpften Markt. In Deutschland gibt es zwei große Hersteller. Weitere sind in Europa und auch in den USA präsent. Ein spanischer Anbieter bewegt sich aggressiv auch nach Deutschland hinein.

Und wie differenzieren Sie sich gegenüber Konkurrenten?

Unsere Konstruktionen sind nicht die billigsten, aber sie sind im Vergleich zu einem wichtigen europäischen Konkurrenten die robusteren. Wir verwenden bei der Sensorik und den Lagern ausschließlich hochwertige Industriebauteile zum Beispiel von Siemens und dokumentieren diese auch in unseren Stücklisten. Der Kunde ist bei Ersatzbedarf dadurch unabhängig von uns als Anlagenhersteller. Er kann bei uns Ersatzteile kaufen, aber zum Beispiel auch bei Siemens. Das gibt unseren Kunden eine Ersatzteil-Sicherheit, die sie bei europäischen Produzenten nicht finden.

Wer investiert derzeit in Waschstraßen?

Zum Beispiel ehemaligen Tankstelleneigentümer, aber auch Betreiber von Spielhallen, die ein neues wirtschaftliches Standbein suchen.

Ihre neue Anlage an der Langbaurghstraße wirkt sehr repräsentativ ...

Für eine Stadt wie Troisdorf ist sie strenggenommen eine Nummer zu groß. Wir haben uns damit für die nächsten fünf Jahre einen Showroom geschaffen, um unsere Anlagen zu vermarkten und unseren Technikkunden zu zeigen, was möglich ist und wie man im Wettbewerb mit anderen Anbietern punkten kann. Im Obergeschoss haben wir Seminarräume geschaffen, um beispielsweise Interessenten und Anlagenbetreiber im Umgang mit unserem Kassensystem oder zu schulen. Die Schulungen dienen auch der Kundenbindung.

Wie beurteilen Sie die Zukunft Ihres Geschäftes?

Ich glaube, dass es weiterhin Waschstraßen-Neubauten in Deutschland und Europa geben werden. Außerdem rechnen wir in den kommenden zehn oder 15 Jahren mit Wartungs- und Ersatzgeschäft im Kundenbestand und im Wettbewerb.

Warum Troisdorf?

Wir kommen aus Porz und fühlen uns in dieser Region wohl. Sehr bewusst haben wir den Entwurf und die Durchführung des Neubaus an den in Niederkassel-Rheidt ansässigen Architekten Markus Eich vergeben. Er ist mit seinem Büro in der Zwischenzeit auch nach Troisdorf gezogen. Auch die ausführenden Unternehmen kamen aus der Region. Wichtig auch: Wir fühlen uns im Großen und Ganzen bei der Troisdorfer Stadtverwaltung gut aufgehoben – jedenfalls ist der Rahmen hier 100 Prozent besser als etwa in Köln.

Noch einmal zu Best Carwash. Was machen Sie anders und besser als Ihr Wettbewerb?

Unsere originären Leistungen sind über den Waschservice hinaus der Maschinenbau und die Kassensysteme.

Sie firmieren unter der Dachmarke „BEST Carwash“ – warum?

Wir haben 1996 gemeinsam mit drei anderen Unternehmern die Firma „Best Carwash“ ins Leben gerufen. Das ist die Dachmarke, unter der wir bundesweit arbeiten. Wir sorgen zum Beispiel durch gegenseitige Inspektionen unserer Anlage dafür, dass die Standards hoch bleiben. Der gegenseitige Austausch treibt auch weitere Verbesserungen voran. Von der gemeinsamen Marke „BEST Carwash“ erhoffen wir uns mehr Durchschlagskraft im Markt.

Wie ist diese Dachmarke organisiert, und wer macht mit?

Im Prinzip sind wir organisiert wie eine Genossenschaft. Angeschlossen sind mittlerweile 34 Waschstraßen quer durchs Bundesgebiet. Ein Schwerpunkt liegt in der Region Rhein-Ruhr, ein weiterer in Norddeutschland zwischen Hamburg und Flensburg. Wir vier Gründer, neben uns Unternehmer aus Wuppertal, Hamburg und Remscheid, halten gemeinsam höhere Anteile, sodass wir die Geschäftsstrategie weiterhin gestalten können. Alle zahlen wir eine Umlage für die Arbeit dieser Dachgesellschaft. Diese versorgt uns auch mit Kennzahlen aus unserem Netzwerk, sodass wir ein Benchmark haben, wo wir mit unserem eigenen Unternehmen stehen – zum Beispiel bei den Personalkosten. Ich halte übrigens nichts von Franchisekonzepten – unsere Dachgesellschaft ist und bleibt schlank, alle Genossenschaftsmitglieder arbeiten als eigenständige Unternehmen. Wir schützen unsere Gebiete gegeneinander.

Interview: Carsten Seim, Leonie Schneider-Kuttig

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