pro Troisdorf-Interview mit Wolfgang Pütz, Geschäftsführung Pütz-Gruppe

Donnerstag, 04. Juni 2020 pro Troisdorf-Interview mit Wolfgang Pütz, Geschäftsführung Pütz-Gruppe

pro Troisdorf-Interview mit Wolfgang Pütz, Geschäftsführung Pütz-Gruppe

„Wir tun alles Menschenmögliche, damit Menschen sich beim Bowlen und Darten bedenkenlos treffen können“

Wolfgang Pütz jr. ist Geschäftsführender Gesellschafter der Pütz Gruppe Troisdorf-Niederkassel. Das Unternehmen beschäftigt 240 Mitarbeiter an 42 Standorten und ist seit 54 Jahren am Markt. Geschäftsbereiche sind Spiel-Center, Darts, Bowling-Center, Billard, Sportwetten, Events, Gastronomie und Immobilien. Wolfgang Pütz ist Mitveranstalter der beliebten Speeddatings des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf in der Bowling Arena Spich, boa. Im Interview mit pro Troisdorf spricht er über die Auswirkungen der Corona-Krise.

Her Pütz, wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Arbeitsbereiche Ihres Unternehmens aus?

Pütz: Glücklicherweise konnten wir unsere erfolgreichen „Steht Kopp“-Veranstaltungen im zurückliegenden Karneval in Troisdorf – November – und Bonn – Anfang Februar – noch durchführen. Aber seit dem Corona-Shutdown Mitte März sind wir sehr stark betroffen, weil praktisch alles bei uns damit zu tun hat, dass Menschen sich treffen. Wir mussten unsere Formate Bowling, Darts, Spielhallen, Wettbüros, schließen. Darüber hinaus mussten wir drei ausverkaufte Dart-Veranstaltungen im Juli und August komplett absagen. Im Sommer führen wir sonst eine Dart-Veranstaltung auf dem Rhein durch, die mit 850 Teilnehmern ausverkauft war. Erstmalig hatten wir auch ein Kreuzfahrtschiff gechartert und wollten dieses als Dartliner auf dem Mittelmeer fahren lassen. Natürlich ist eine Kreuzfahrt in diesen Zeiten unmöglich.

Haben Sie Verständnis für die Shutdown-Maßnahmen, auch wenn die Maßnahmen sie hart trafen?

Pütz: Ja. Auch die Menschen draußen haben nach meinem Eindruck breites Verständnis dafür. Die Maßnahmen wurden ja inzwischen gelockert. Unsere Gaststätten, wo beispielsweise Darts gespielt wird, und auch die Bowling Arena in Spich haben inzwischen wieder geöffnet. Wir stehen nun vor einem neuen Problem: Trotz umfassender Hygienemaßnahmen sind viele, die nun beispielsweise wieder Darts oder Bowling spielen könnten, zurückhaltend. In einer Umfrage haben 35 Prozent meiner Darts-Spieler gesagt, dass sie das zurzeit nicht machen möchten. Das ist ein hoher Prozentsatz.

Wie äußert sich diese Zurückhaltung in Ihren Betrieben?

Pütz: Wir haben seit 14 Tagen unsere Betriebe wieder geöffnet. Es kommt kaum jemand. Die Lage ist katastrophal. Die Menschen haben es sich im Shutdown zuhause eingerichtet. Sie haben die Baumärkte gestürmt und ihren Garten oder ihre Terrasse auf Vordermann gebracht. Wir sind derzeit bei vielen außen vor. Wir fahren derzeit im Bereich Bowling bei 10 Prozent unseres Normalniveaus. Das ist definitiv nicht kostendeckend. In der vorangegangenen zweimonatigen Schließungs-Phase haben unseren Gastronomen Staatshilfen geholfen. Etwas größere Firmen mit einer bestimmten Zahl an Angestellten haben bis zu 25 000 Euro erhalten. Das hat viele über die beiden Monate ohne Betrieb gebracht.

Aber jetzt – nach der Wiedereröffnung – hat die Durststrecke für viele Unternehmen begonnen. Die Betriebe mussten viel Geld in Hygienemaßnahmen wie Spuckschutz und Desinfektionsmaßnehmen sowie Masken investieren. Sie können zugleich nur rund 30 Prozent ihrer Flächen nutzen, weil sie Abstandsregeln einhalten müssen und es kommt kaum jemand. Ich glaube, dass nicht wenige den Sommer nicht überleben werden.

Was hat die Krise Ihre Firmengruppe gekostet?

Pütz: Wir hatten in den vergangenen zwei Monaten Verluste in Höhe von mehreren Millionen Euro – der Bowling-Sektor läuft zurzeit bei zehn Prozent seines Normalumsatzes, andere Formate erreichen ein Niveau von 20 bis 30 Prozent. Unser Vorteil: Als Firmengruppe sind wir mehr als 50 Jahre am Markt und haben entsprechende Rücklagen, weil wir alles in unsere Unternehmen reinvestiert haben. Anders sieht dies bei jungen Selbstständigen aus, die sind schlimmer dran.

Sie haben Pächter, die auf laufenden Kosten sitzen und Ihren Ausführungen nach ebenfalls mit Einnahme-Einbrüchen zu kämpfen haben. Wie helfen Sie hier?

Pütz: Wir unterstützen unsere Pächter, an die wir beispielsweise unsere Bowling-Arenen untervermietet haben, weil wir wissen, dass Mietzahlungen zurzeit gar nicht möglich sind.

Stunden Sie die Mieten für Ihre Pächter?

Pütz: Das dürfte auf absehbare Zeit schwierig für die Betroffenen sein. Wir haben verabredet, dass wir uns die Entwicklung in den nächsten Monaten anschauen und dann einvernehmliche, für alle Seiten vertretbare, Lösungen finden werden. Viele fürchten bereits den Juli und August. Ich weiß, dass die Menschen nach dem erzwungenen Daheimbleiben und Homeoffice-Zeiten auf jeden Fall eine Urlaubsreise machen wollen nach dem Motto: nichts wie weg! So wie es aussieht, lockern Urlaubsländer ja ihre Einreisebestimmungen.

Thema Krisenbewältigung: Was tun Sie dafür, dass die Menschen bei Ihnen mit Vertrauen darten oder bowlen können?

Pütz: Wir tun alles Menschenmögliche! Wir haben Abstandslinien zum Einchecken am Counter angebracht, damit Abstände gewahrt bleiben. Wir haben Spuckschutz an den Theken angebracht. Wir bieten Mundschutz für alle, die ohne kommen. An den Bahnen in der boa hat man ohnehin genügend Abstand zum Nachbarn. Eine Maske ist beim Spielen auf der Bahn nicht erforderlich. Bis zu zwei Haushalte oder Familien dürfen gemeinsam spielen. Wer sich nicht auf einer Reservierungsliste wiederfindet, kann einfach einen Zettel mit seinen Daten in eine Box werfen. Wir haben an den Bahnen Einweghandschuhe. Die Kugeln werden regelmäßig desinfiziert. Wir haben unsere Belüftungs- und Klimaanlagen aktuell durch ein Fachunternehmen checken und geeignete Filter einbauen lassen. Unser zentrales Anliegen: Auch Achtzigjährige, die zu den Hochrisikogruppen gehören, sollen bei uns bedenkenlos spielen können.

Troisdorf und Bonn stehen Kopp – wie geht es nun weiter mit Ihren Veranstaltungsformaten?

Pütz: Corona ist eine weltweite Herausforderung, und an vielen Orten wird international an der Bekämpfung gearbeitet. Ich hoffe sehr, dass wir deshalb die schnellste Impfstoffentwicklung aller Zeiten erleben werden. Vielleicht haben wir Glück, und im Herbst stehen Medikamente oder eine Impfung zur Verfügung. Meine Strategie besteht aktuell aus Hoffnung, dass wir uns bald wieder in den Armen liegen können. Derzeit plane ich damit, dass ein normales Zusammensein im November 2020 wieder möglich sein wird. Am 14. November wollen wir in Troisdorf wieder „Troisdorf steht Kopp“ feiern. Dieser Termin mit Kasalla, Cat Ballou, Druckluft, Pavaier, Miljö und den Klüngelköpp ist bereits ausverkauft. Ich sage aber auch ganz klar: Mit Abstand und Mundschutz ist eine solche Veranstaltung nicht möglich! Dann sage ich die Veranstaltung ganz ab. Karneval unter den aktuell geltenden Hygieneregeln kann es nicht geben! Dann warten wir lieber ein Jahr. Die Menschen werden – auch wenn es einen Impfstoff geben wird – auf jeden Fall eine gewisse Übergangsphase brauchen, ehe sie wieder aufeinander zugehen können. Der Karneval kann dafür sorgen, dass Menschen, die sich kennen, einander wieder näher kommen können.

Interview: Christian Seigerschmidt, Carsten Seim

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