Mittwoch, 21. Mai 2025 Unternehmerfrühstück bei den Rhein Sieg Werkstätten – verlässlicher Partner für Industrie und andere Branchen
Sozialwirtschaftliche Produktion beim Unternehmerfrühstück vorgestellt
Der Verein Lebenshilfe Rhein Sieg e.V. und die gemeinnützigen Rhein Sieg Werkstätten der Lebenshilfe gGmbH bewegen sich mit 700 hauptamtlich Beschäftigten und einem Gesamtjahresumsatz von rund 60 Millionen Euro in der Größenordnung mittelständischer Unternehmen. Am Donnerstag, 22. Mai, stellten sich der Verein und die Rhein Sieg Werkstätten an ihrem Hauptsitz in der Uckendorfer Straße mit rund 90 Teilnehmenden aus Industrie und Mittelstand bei einem Unternehmerfrühstück des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft TROWISTA vor. Auch Troisdorfs Bürgermeister Alexander Biber nahm an dem Termin teil.
Geschäftsführer und Vorstand Markus Schäfer sowie der Leiter der Troisdorfer Werkstätten, Maschinenbau-Ingenieur Wladimir Wagner, erklärten im Interview mit dem pro Troisdorf-Vorstandsvorsitzenden Christian Seigerschmidt ihr zentrales Anliegen, sich im Kreis der Troisdorfer Unternehmer als engagierter Teil der lokalen Wirtschaft vorzustellen:
Es geht darum, die Rhein Sieg Werkstätten als leistungsstarken Zulieferer und Dienstleister für Industrie, Mittelstand, Handel, Handwerk sowie für den öffentlichen Sektor noch bekannter zu machen. Rund 1200 Menschen mit Handicaps sind an sechs Werkstatt-Standorten beschäftigt – davon drei in Troisdorf. Die Liefer-Bandbreite reicht von Industriemontage, Elektromontage, Metallbearbeitung, Verpackungsdienstleistungen, Lager und Logistik bis hin zu Garten- und Landschaftspflege sowie digitaler Archivierung. Alle Leistungen werden nach DIN EN ISO 9001-zertifizierten Prozessen erbracht – mit höchsten Produktstandards, hoher Flexibilität und Termintreue.
Lebenshilfe-Vorstand Schäfer: „Wir zählen zwar zur Sozialwirtschaft, aber wir sind eben auch Wirtschaft! Unsere Werkstätten stehen auf zwei Beinen: Sie finanzieren sich einerseits durch Leistungen als Rehabilitationsträger – in der Regel kommen diese Gelder vom Landschaftsverband oder der Arbeitsagentur im Berufsbildungsbereich. Andererseits sind die Werkstätten auf Produktionserlöse angewiesen.“ Auch die Rhein Sieg Werkstätten leiden unter der aktuellen Industrie- und Wirtschaftskrise. Schäfer weiter: „ZF Sachs in Eitorf zählt zu unseren Kunden. Die Lage dort dürfte bekannt sein.“
Betriebsstättenleiter Wladimir Wagner zum Tätigkeitsfeld der Rhein Sieg Werkstätten: „Wir machen Lohnfertigung nach Kundenwunsch. Wir können alles, was auf maschinellen Arbeitsplätzen produziert wird, herstellen, verpacken, konfektionieren. Einzige Einschränkung: Wir brauchen eine kleine Serie, um unsere Beschäftigten in die Abläufe einarbeiten zu können. Wenn dies geschehen ist, liefern wir sehr gute Qualität auch bei komplexeren Produkten wie zum Beispiel Schaltschränken, die wir verdrahten und konfektionieren. Wir übernehmen aber auch Lohnfertigung von einfacheren Vorprodukten. … Schaltschränke oder elektronische Komponenten werden durch unser hauptamtliches Fachpersonal kontrolliert.“ „Wir sind längst erfolgreich in moderne industrielle Lieferketten integriert“, betont Schäfer.
Qualitätssicherung in der Arbeit erfolgt in den Rhein Sieg Werkstätten nach dem japanischen „Poka Yoke“-Prinzip durch Vermeidung – japanisch: „Yoke“ – unbeabsichtigter Fehler – „Poka“. Wagner: „Wenn ein Werkstatt-Beschäftigter beispielsweise nicht zählen kann, stellen wir ihm ein Bild her, das zeigt, wie viele Schrauben er oder sie in ein Fach legen soll. Mit einem 3D-Drucker fertigen die Fachkräfte individuelle Schablonen und Shadow-Boards, die ihren Beschäftigten Arbeiten in einer bestimmten Reihenfolge vorgeben.“
Die Werkstatt-Beschäftigten arbeiten in 12er-Gruppen mit je einem Betreuer – Voraussetzung für diese Tätigkeit ist eine gewerblich-technische Ausbildung sowie eine ergänzende zweijährige Fortbildung zur geprüften Fachkraft zur Arbeits- & Berufsförderung, kurz gFAB.
Die Rhein Sieg Werkstätten sind beispielsweise für den Automotive-Sektor sowie für einen Weltmarktführer im Kunststoffmaschinenbau tätig. Zum Kundenkreis zählen auch die MBA Solutions sowie Harmsen Trading und Innovatec. Auch für den öffentliche Sektor sind sie aktiv – zum Beispiel für den Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Troisdorf. Im großen Stil digitalisieren ihre Werkstatt-Beschäftigten Akten.
Ihre Prozesse haben die Werkstätten mit dem ERP-System SAP Business One optimiert. Dieses erlaubt auch den direkten Datenaustausch mit Kunden. Scanner und QR-Codes in der Logistik sorgen dafür, dass jederzeit der Materialfluss vom Wareneingang über die Produktion bis zum Warenausgang bekannt ist. Aus dem System heraus können auch Lieferschein und Rechnung gedruckt werden. Aktuell arbeitet man an Produktionsplanungstools, mit denen Produktionszahlen täglich trackbar sind.
Welche Vorteile haben Kunden, die sich für den Zulieferer Rhein Sieg Werkstätten statt für einen Zulieferer aus der freien Wirtschaft entscheiden?
- Abrechnung zu wettbewerbsfähigen, marktüblichen Preisen.
- Leistungen der Rhein Sieg Werkstätten sind zu 50 Prozent auf Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe anrechenbar.
- Hohe Mengen-Flexibilität: Wer mit einer Kleinserie gestartet ist, kann wegen der großen Zahl an Werkstatt-Beschäftigten sehr schnell auf große Mengen aufstocken.
- Hohe Termintreue und Qualitätsstandards (ISO 9001).
Pro Troisdorf-Vorstandsvorsitzender Christian Seigerschmidt: „Wir haben bei diesem Unternehmerfrühstück ein professionell aufgestelltes, sozialwirtschaftliches Unternehmen kennenlernen dürfen. Sie managen Teilhabe an Arbeit für Menschen mit Handicaps und sichern über die Erlöse einen Teil ihrer wichtigen sozialen Aufgabe.“
TROWISTA-Geschäftsführer Alexander Miller: „Vielen, die tagtäglich an der Lebenshilfe-Zentrale in der Uckendorfer Straße vorbeifahren, ist nicht bewusst, in welch großen Dimensionen hier gearbeitet und gedacht wird. Umsatz und Belegschaft entsprechen einem bedeutenden Mittelständler.“
pro Troisdorf-Fact-Sheet Rhein Sieg Werkstätten
- Gründung des „Lebenshilfe Rhein Sieg e.V.“: 1964 als Elternverein. Vor zehn Jahren wegen deutlich gewachsener Dimensionen Umstellung auf hauptamtlichen geschäftsführenden Vorstand.
- Inbetriebnahme von erster Werkstatt für Menschen mit Handicap in Troisdorf im Jahr 1974. 1991 werden die „Siegtal Werkstätten der Lebenshilfe gemeinnützige GmbH“ gegründet, aus denen 1996 die heutigen Rhein Sieg Werkstätten gGmbH entstehen.
Vorstand/Geschäftsführung:
- Markus Schäfer (Diplom-Sozialarbeiter, seit 2019); seit 2020 auch Geschäftsführer der Rhein Sieg Werkstätten.
- Raphael Deinert: Prokurist, kaufmännische Leitung und Besonderer Vertreter gem. § 30 BGB Lebenshilfe e.V.
- Marlis Schikora, Prokuristin, pädagogische Leitung und Besondere Vertreterin gem. § 30 BGB Lebenshilfe e.V.
- Wladimir Wagner (Maschinenbau-Ingenieur und Betriebswirt): Leiter der Betriebsstätten Troisdorf der Rhein Sieg Werkstätten: Uckendorfer Straße (Rotter See), Gierlichsstraße (TroPark) und Ampèrestraße (Bergheim).
- Weitere Werkstätten-Standorte: Much, Eitorf (plus Kreativladen), Siegburg (plus Garten- und Landschaftsbau).
- Angestellte: 700 im Lebenshilfe e.V. und in den Rhein Sieg Werkstätten.
- Arbeitsregion: rechtsrheinischer Rhein-Sieg-Kreis.
- Werkstatt-Beschäftigte: 1200 Beschäftigte an sechs Standorten. Der Lebenshilfe e.V. und die Rhein Sieg Werkstätten betreuen insgesamt rund 2000 Klienten.
- Jahresumsatz: Rund 60 Millionen Euro.
- Kunden der Werkstätten: Unternehmen vieler Branchen (u. a. Automotive, Maschinenbau) und der öffentliche Sektor (Rhein-Sieg-Kreis, Stadt Troisdorf, Digitalisierung von Akten).
- Weitere Tätigkeitsfelder des Lebenshilfe e.V.: 2 Kitas, Kita- und Schulbegleitung, drei Wohnhäuser mit 94 Plätzen für Menschen mit Handicaps, weitere 100 Plätze für betreutes Wohnen.
- Internet: www.lebenshilfe-rheinsieg.de
Galerie
Lesen Sie mehr...
-
pro Troisdorf-Interview zum Unternehmer-Frühstück bei den Rhein Sieg Werkstätten
pro Troisdorf-Interview zum Unternehmer-Frühstück bei den Rhein Sieg Werkstätten