pro Troisdorf-Interview mit Thomas Bröhl, Geschäftsführender Gesellschafter der Bäckerei Konditorei Café Bröhl eK

Donnerstag, 27. Oktober 2022 pro Troisdorf-Interview mit Thomas Bröhl, Geschäftsführender Gesellschafter der Bäckerei Konditorei Café Bröhl eK

pro Troisdorf-Interview mit Thomas Bröhl, Geschäftsführender Gesellschafter der Bäckerei Konditorei Café Bröhl eK

Die Bäckerei Konditorei Café Bröhl eK beschäftigt in sechs Filialen rund 110 Mitarbeitende. Der Bäckermeister Thomas Bröhl führt das 1835 gegründete Unternehmen.

Herr Bröhl, wie wirken sich die gestiegenen Energiepreise bei Ihnen aus?

Thomas Bröhl: Der Umsatzanteil für Energie-Ausgaben, vor allem Strom und Gas, lag vor der Energiekrise bei 2 bis 2,5 Prozent unseres Umsatzes. Demnächst wird er bei rund 10 Prozent liegen.  Auch die Preise für Rohstoffe steigen.

Mit welchen Strategien begegnen Sie diesem Problem?

Thomas Bröhl: Natürlich achten wir noch mehr auf energetisches Arbeiten. Zusätzlich liege ich mit den Gebäckpreisen unter denen der meisten Mitbewerber in unserer Region. Einen kleinen Spielraum habe ich noch, um einen Teil der Mehrkosten in Form einer Preisanpassung weiterzugeben. Das wird den Mehraufwand beim derzeitigen Energie- und Rohstoffeinkauf nicht ganz abdecken können.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung Ihres Unternehmens mit Blick auf Ende 2022/2023?

Thomas Bröhl: Das kann ich noch nicht abschließend sagen. Aber die enorm gestiegenen Energiepreise können ohne ein entschlossenes Gegensteuern der Politik für den gesamten unternehmerischen Mittelstand zu einer existenziellen Frage werden. Als Bäckermeister trage ich Verantwortung für 110 Beschäftigte, und genau in solchen Lagen ist der Solution- Manager in mir gefragt. Dafür bin ich Unternehmer, damit meine 1835 gegründete Bäckerei auch das Jahr 2025 erlebt.

Wenn Sie aktuelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme und Energieversorgungsunsicherheiten bei steigenden Preisen vor Augen haben: Was rangiert für Sie an erster Stelle?

Thomas Bröhl: In der Tat ist das Ganze ein komplexes Thema, doch im Moment überschatten die hohen Energiepreise alles.

Was sollte die Politik aus Ihrer Sicht tun, um Unternehmen in dieser Krise beim Überleben und beim Erhalt von Arbeitsplätzen zu helfen?

Thomas Bröhl: Wir haben in Europa rund 5 Prozent Strom zu wenig! Damit steigen die Preise – somit ist das eigentlich ganz einfach. In dieser Energiekrise müssen alle Möglichkeiten der Energiegewinnung ausgeschöpft werden, damit mehr Strom produziert werden kann, dann sinken die Energiepreise wieder.  Das heißt für mich: Alle verfügbaren Kraftwerke in Deutschland müssen weiterlaufen, gerade auch AKWs und nicht nur bis April 2023, sondern so lange, bis sich die Lage entspannt hat! Bürokratie und Genehmigungshürden etwa bei der Einrichtung von Photovoltaik oder anderen regenerativen Energien – wie auch Biofuel – müssen abgebaut werden.  Die bisherigen Maßnahmen reichen dafür nicht aus.

Die Bäckerei Konditorei Café Bröhl beschäftigt 110 Mitarbeitende in sechs Filialen. Vom Land NRW wurden Sie im Jahr 2021 mit dem Titel „MEISTER.WERK.NRW“ ausgezeichnet.

Es war eine große Herausforderung: Meister.Werk.NRW beinhaltet eine Überprüfung des ganzen Betriebes! In den Bereichen „Qualitätsüberprüfungen durch Brotprüfung“, „Keinerlei Verwendung von Zusatzstoffen in Gebäcken“, „Verarbeitung verschiedener Sauerteige sowohl Roggen wie auch Weizen“, „Eigene Rezepturen“, „Tarifgerechte Zahlungen“, „Mitarbeiterführung“, „Arbeitsschutz“, „Energetisches Arbeiten“ – siehe Ökoprofit 2013 – und „Regionaler Einkauf von Rohstoffen“ sowie „eventuelle Beanstandungen der Lebensmittelkontrolle oder anderen Aufsichtsbehörden“.

Das alles haben wir auf den Punkt gebracht – und durften eine tolle Auszeichnung, die uns sehr stolz macht, entgegennehmen. Normalerweise wird die Urkunde durch den Innenminister NRW übergeben – leider in Coronazeiten nur per Einschreiben. Aber das schmälert den Erfolg nicht.

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