Interview zum Unternehmerfrühstück am 1. Oktober 2020 bei RheinlandAkustik

Mittwoch, 30. September 2020 Interview zum Unternehmerfrühstück am 1. Oktober 2020 bei RheinlandAkustik

Interview zum Unternehmerfrühstück am 1. Oktober 2020 bei RheinlandAkustik

Normalisierung der Lage im August 2021: Das stehen wir durch!

Im Jahr 2010 gründeten Philipp Suckrau und Hendrik Brock die Firma RheinlandAkustik. Beide sind gelernte Fachkräfte für Veranstaltungstechnik und gestartet als Zweimann-Unternehmen. Inzwischen sind sie mit einem 25-köpfigen Team in die Dimension eines national aktiven mittelständischen Unternehmens hineingewachsen. Im pro Troisdorf-Interview mit Christian Seigerschmidt, Vorstandsvorsitzender des Unternehmer-Clubs, und Carsten Seim, Redaktionsbüro avaris | konzept, erläutern sie ihre Philosophie, ihre Geschäftsfelder und Differenzierungsmerkmale im Wettbewerb mit anderen Wettbewerbern. Natürlich war auch die Corona-Krise Thema, die gerade die Veranstaltungsbranche besonders hart trifft. Das Unternehmen feiert aktuell das zehnte Jahr seines Bestehens. Das ist Anlass, am 1. Oktober zu einem Unternehmerfrühstück einzuladen. Die TROWISTA ist Mitausrichterin dieses Termins. 

Herr Brock, die Event-Branche liegt wegen der Corona-Krise derzeit weitgehend brach. Wie gehen Sie mit diesem Zustand um?

Brock: Wir leben derzeit vom Ersparten. Wir machen solange weiter, wie wir noch einen Euro auf dem Konto haben. Natürlich haben wir die Soforthilfen in Anspruch genommen und werden dies beim neuen Paket, das jetzt ansteht, auch wieder tun. Insgesamt muss man aber sagen: „die Bazooka“, die Finanzminister Scholz anfangs angekündigt hatte auszupacken, sieht anders aus.

Suckrau: Wir kennen Kollegen, denen es momentan sehr schlecht geht. Wir stehen hier etwas besser da, weil wir unsere Ausrüstung stets aus unseren Einnahmen finanziert haben.

Natürlich haben wir monatliche Fixkosten für unsere Hallenmiete, Strom, Wasser, Gas, Nebenkosten, Verträge für Diensthandys etc. Im Rahmen des ersten Soforthilfeprogramms bekamen wir 80 Prozent der Fixkosten als Unterstützung – darin sind Personalkosten aber nur mit 10% enthalten.

Natürlich kann das niemand genau wissen – aber wie lange kalkulieren Sie mit einem Andauern dieses Krisen-Zustandes?

Brock: Wir haben uns darauf eingestellt, dass das bis Juli/August 2021 so weitergehen wird. Basis unserer Einschätzung ist dabei, dass ein Corona-Impfstoff oder -Medikament nicht vor Mai 2021 am Markt sein wird.

Und die Zeit bis dahin fangen Sie mit Kurzarbeit auf?

Brock: Ja zum Teil. Krankenkasse und Rentenversicherung müssen wir ja weiter abführen. Auch Versicherungen für unser Equipment, Autos und transportierte Inhalte sind weiter zu bezahlen. Allein eine professionelle Endstufe – ein Verstärker – von uns kostet rund 10.000 Euro. Projektoren und Beamer im Profisektor können schnell rund 80.000 Euro pro Stück kosten. Das ist natürlich sehr teuer zu versichern, wenn man es vermietet. Normale Haftpflichtversicherungen kommen dafür nicht auf. Ausrüstung im Wert von einer Million Euro zu versichern kostet schnell mehrere tausend Euro pro Jahr.

Und wie ist die Stimmung unter Ihren Mitarbeiter*innen?

Suckrau: Es herrscht allgemein Verständnis dafür, dass wir Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen müssen. Aktuell sind bei uns im Unternehmen nur sechs Mitarbeiter*innen und unsere Auszubildenden präsent. Der Rest ist zu Hause. Da die Geschäftsführung nicht in Kurzarbeit gehen kann, haben wir unser Gehalt natürlich ebenfalls nach unten gesetzt. Das haben wir mit unseren Mitarbeitern auch so kommuniziert.

Wie gestaltet sich Ihr noch vorhandenes Geschäft zurzeit?

Suckrau: Wir liegen bei weniger als zehn Prozent unseres normalen Umsatzes. Schon im Mai wurden uns Weihnachtsfeiern abgesagt. Betriebsfeste und Messen finden nicht statt.

Brock: Zurzeit haben wir viele Starkstrom-Leitungen vermietet, die auf dem Bau gebraucht werden. Außerdem haben wir einige Digital- und Videogeräte bei unseren Kunden fest installiert. Größere Unternehmen arbeiten öfter mit unseren GreenBoxes, um virtuelle Mitarbeiterversammlungen zu veranstalten. Das lastet einen unserer Techniker, der das System betreut, immerhin einen Tag pro Woche aus.

Allgemein herrscht Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen, weil ja niemand weiß, wie lange die Krise dauert.

Brock: Viele Aufträge bewegen sich aktuell im finanziell kleinen Bereich. Selten kommen größere Jobanfragen, die dann doch aufgrund der Kosten wieder gecancelt werden.

Suckrau: Es kommt auch vor, dass Veranstaltungen wenige Tage vorher aus Angst abgesagt werden, dass es dort zu Corona-Ansteckungen kommt. Aktuell ändert sich die Coronaschutzverordung alle 2 Wochen, das führt zu zusätzlichen Problemen. Wir erheben in solchen Fällen keine Stornokosten, auch wenn bei uns natürlich trotzdem interne Kosten anfallen.

Gibt es auch positive Erlebnisse für Sie in diesen Zeiten?

Suckrau: Die Loyalität vieler langjähriger Kunden. Unter ihnen gibt es einige, die uns am Telefon sagen: „Schlagt noch mal zehn Prozent Marge drauf. Wir wissen, wie es Euch geht.“ Oder sie wenden sich an uns, wenn sie 100 HDMI-Kabel brauchen, statt in den Elektronikmarkt zu gehen. Dafür sind wir natürlich sehr dankbar, auch wenn solche Umsätze leider auf Dauer nicht ausreichen.

Kann man denn aus Ihrer Sicht überhaupt Veranstaltungen durchführen, die den gebotenen Schutz vor Corona bieten?

Brock: Das ist möglich. Wegen der geringeren Teilnehmer-Zahl muss man aber sehr stark aufs Budget achten. Zudem weiß man nicht, wie viele Menschen aus Angst vor Corona nicht kommen.

Suckrau: Wir planen derzeit eine Solo-Tour mit einem unserer Kunden. Bei zehn Städten entstehen inklusive Technik, Technikern, Fahrzeugen und Hotels Fixkosten von mehreren 10.000 Euro. Die müssen erst einmal wieder über den Eintritt eingespielt werden. Auch die Veranstaltungs-Locations, die wir angesprochen haben, sind aktuell teurer als vor Corona. Das ist kein Wunder, da sie ja auch höhere Aufwände für Hygienemaßnahmen betreiben müssen.

Gibt es derzeit einen Preiswettkampf in der Branche?

Brock: Die meisten unserer Kunden halten zu uns. Bei Neuanfragen kann es aber vorkommen, dass wir auch kleinere Aufträge nicht bekommen, weil es irgendwo jemanden gibt, der billiger ist. Hinzu kommt, dass der Einzelhandel und auch Webshops billige China-Geräte für Live-Streaming zu Dumpingpreisen anbieten. Die können nicht, was unsere professionellen Geräte und Techniker können – und der Kunde wird mit der Bedienung alleingelassen.

Suckrau: Wenn Kunden bei uns Videokonferenzausrüstung mit drei Kamerapositionen inklusive Technikpersonal für beispielsweise zehn Tage anfragen, erhalten sie professionelle Ausrüstung und top ausgebildetes Personal. Dafür müssen wir aber auch mit realistischen Werten kalkulieren. Da sie die Preise für Fernost-Billigware aus dem Netz kennen, sind wir bei vielen raus. Da zählt es nicht, dass unsere Ausrüstung um Längen überlegen ist.

Natürlich gibt es Bestandskunden, die bei uns bleiben, weil sie unsere gute Arbeit zu schätzen wissen! Jenseits vieler Billig-Angebote gibt es auch Kunden, die nach wie vor ihre professionelle Hardware bei uns kaufen.

Sie sind also auch Zwischenhändler?

Suckrau: Genau. Aktuell verkaufen und vermieten wir zum Beispiel Design-Desinfektionsständer. Dieses Geschäft dämpft ein wenig die Verluste, die wir momentan einfahren. Als Einzelhändler bieten wir vorwiegend im B2B-Sektor professionelle Beschallungs- und Beleuchtungstechnik sowie auch professionelle Konferenz-, Streaming-, Kamera- und Beamertechnik zum Kauf oder zur Miete an. Die Technik kommt zum Beispiel bei Mitarbeiterversammlungen, Konferenzen und Messen zum Einsatz. Auch Verbrauchsmaterialien wie Gaffa-Tape und Batterien liefern wir an unsere Kunden. Ebenso bedienen wir Schulen, die Festinstallationen für neue Formen des digitalen Unterrichts benötigen. Wir arbeiten alles aus und realisieren alles als Komplettpaket. Das ist ein wachsender Sektor. Wir werden einiges davon beim Unternehmerfrühstück des Unternehmer-Clubs und der TROWISTA in unserer Halle aufbauen und vorführen.

Brock: Wir werden zeigen, was professionelle Veranstaltungstechnik bedeutet! Wer solch eine Technik kaufen oder mieten möchte, sollte zu uns kommen. Das gilt beispielsweise auch für Beleuchtung. Bei uns können sie Scheinwerfer mieten oder kaufen – die sind auf einem ganz anderen Level als die, die man an jeder Ecke bekommt. Damit lässt sich perfekte Ausleuchtung realisieren, die sich in jeder Farbtemperatur und in unterschiedlichen Frequenzen einstellen lässt damit eindrucksvolle Fotos und Videos möglich sind! Ein weiterer Aspekt ist, dass unsere Installationen den Anforderungen der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung, DGUV, genügen müssen. Bei Gegenständen über Kopf sind gewisse Prüfungen unerlässlich. Wir sind zur Abnahme von Installationen nach DGUV-Standards berechtigt. All das sind Qualitätsunterschiede.

Ein nächster Unterschied sind Mikrofone und Lautsprecher, die Rückkopplungen – die sich als Pfeifen bemerkbar machen – verhindern. Billiganbieter haben das nicht zu bieten. Ein anderes Beispiel ist Public Viewing. Wir stellen nicht einfach nur irgendeine Leinwand auf, sondern gucken uns die Rahmenbedingungen an und überlegen aufgrund dessen, welche Technik hier benötigt wird. Bei Tageslicht wählen wir zum Beispiel LED-Wände, da man nur auf solchen licht- und kontraststarken Wänden bei den verschiedenen Lichtbedingungen verlässlich etwas sehen kann. Projektoren, die das leisten können, kosten schnell mehrere 1000 Euro Miete pro Tag. Qualität hat eben ihren Preis.

Warum soll ich Ausrüstung bei RheinlandAkustik kaufen und nicht woanders?

Brock: Weil sie viele wirklich professionelle Geräte und Ausrüstung im normalen Musiker-Einzelhandel gar nicht bekommen. Auch die Mikrofone, die wir haben, bekommt man im normalen Einzelhandel nicht. Wir sind als professionelle Akteure und Lieferanten gelistet. Das mussten wir bei unseren Lieferanten zum Beispiel mit einem Handelsregister-Eintrag und Gewerbeschein nachweisen.

Unternehmen können sich nach ISO 9001 zertifizieren lassen. Würden Sie sich so etwas auch für die Veranstaltungswirtschaft wünschen?

Brock: Ganz sicher! Ich gehe sogar einen Schritt weiter: Ich würde mir für die Veranstaltungswirtschaft als sechststärkstem Wirtschaftssektor in Deutschland einen Verband oder eine Gewerkschaft in Deutschland wünschen, der/die unsere Interessen vertritt. Das würde auch Lohndumping für die Akteure eindämmen. Ein Veranstaltungstechniker bei uns bekommt für einen Tag doppelt so viel Lohn wie jemand, der sich in Berlin für zehn Stunden ans Mischpult stellt. Da gibt es einfach keine einheitlichen Regelungen. In Troisdorf hat die Stadt eine Fachkraft für Veranstaltungstechnik für Veranstaltungen vorgeschrieben. Und das ist richtig so. Es kann bei Veranstaltungen einiges passieren. Gerätschaften und Kulissen können zum Beispiel in Flammen aufgehen. Das vermeiden Fachkräfte, wie wir sie haben!

Suckrau: Das haben auch im Troisdorfer Vereinsleben viele inzwischen verstanden. Das gilt für private Veranstaltungen sowieso für private Großveranstaltungen. Wir übernehmen Betreiberpflichten und schauen beispielsweise im Sieglarer Bürgerhaus „Zur Küz“ jedes Jahr nach, ob die Aluminium-Leiter für Deckenarbeiten intakt ist. Sicherheit und Arbeitsschutz stehen bei uns an höchster Stelle– bei unserer Technik sowie unseren Angestellten.

Brock: Die Love-Parade in Duisburg ist ein schlimmes Beispiel für ein misslungenes Veranstaltungsmanagement. Es gibt viele Sicherheitsaspekte, die zu berücksichtigen sind. Veranstaltungstechnik ist aus gutem Grund ein Ausbildungsberuf! Nicht oder schlecht ausgebildete Fachkräfte und Preisdumper sind gefährlich für alle, die zu einer Großveranstaltung kommen.

Wie führen Sie Ihr Unternehmen?

Suckrau: Wir haben vor zwei Jahren eine Führungsebene mit vier Abteilungsleitern gegründet: Ausbildung, Veranstaltungsplanung, Technik, Verwaltung/Büro. Wir lassen uns im Rahmen eines zu 80 Prozent von der IHK geförderten Programms von einem Organisationspsychologen beraten. Zum einen individuell, zum anderen auch im Rahmen von Teamsitzungen. Wir führen regelmäßig Teambuilding-Maßnahmen durch, wie zum Beispiel Events im Kletterwald oder Wanderungen. Hier lassen sich auch Konflikte und Probleme lösen. Was ich in dem Zuge auf jeden Fall noch sagen möchte: Ohne unser wirklich erstklassiges Team würden wir heute nicht da stehen, wo wir sind!

Auch wenn es in diesen Krisenzeiten sicher nicht immer Spaß macht, in diesem Gewerbe tätig zu sein: Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?

Brock: Wir haben das Unternehmen 2010 als Zweimann-Betrieb gegründet. Beide sind wir Fachkräfte für Veranstaltungstechnik mit IHK-Abschluss und haben kurz nach der Ausbildung unseren Ausbilderschein erworben. In einem unserer Wohnzimmer haben wir das Bühnen-Setup für die erste Band, die wir betreut haben, zusammengebaut. Die Nachbarn haben sich gewundert, als Speditionen palettenweise Material angeliefert haben. Allgemein hat mich an dem Beruf der Nervenkitzel gereizt sowie die Emotionen, die man bei Zuschauern wecken kann, wenn man seinen Job gut macht.

Suckrau: Keine Show ist wie die andere. Irgendwas kann immer passieren. Wir müssen liefern! Eine zweite Chance gibt es nicht. Wenn der CEO eines Unternehmens bei einer Aktionärsversammlung vors Publikum tritt, muss die erste Silbe sitzen.

Ich habe schon immer großen Wert auf Abwechslung gelegt. Langeweile gibt es bei uns nicht – wir haben so viele verschiedene Bereiche: von der Modenschau über Theater bis zur Livemusik im großen Stil, Incentives, Industrieveranstaltungen und vieles mehr.

Brock: Und genau weil diese Branche so viele Facetten hat, belastet und ist es für uns unverständlich, nach welchen Kriterien Veranstaltungen zugelassen und verboten werden. Aktuell macht jedes Bundesland seine eigenen Regeln – man muss kein Virologe sein um zu erkennen, dass das eine Farce ist. Wir brauchen hier mehr Planungssicherheit und bundeseinheitliche Regeln. Das gilt für die gesamte Event-Industrie – vom Caterer bis zum Veranstaltungstechniker. Wir sind – wie schon erwähnt – der nach Umsatz sechststärkste Wirtschaftssektor in Deutschland – und die Politik hat uns vergessen. Wir wünschen uns definitiv mehr Unterstützung und Anerkennung vom Staat. Denn was wäre eine Gesellschaft ohne die Veranstaltungsbranche?

pro Troisdorf-Fact Sheet RheinlandAkustik

2010 gegründet: anfangs als zwei Mann-Unternehmen. Seitdem stetiges Wachstum

Gründer: Philipp Suckrau und Hendrik Brock (Gesellschafter-Geschäftsführer), gelernte Fachkräfte für Veranstaltungstechnik.

Team: rund 25 Mitarbeiter*innen.

Vierköpfige Führungsebene: Ausbildung, Veranstaltungsplanung, Technik, Verwaltung/Büro

Ausbildung: RheinlandAkustik bildet aus in den Berufen Fachkraft für Veranstaltungstechnik, Veranstaltungskauffrau und Kauffrau für Büromanagement

Seit 2019 ist einer der Ausbilder auch ehrenamtliches Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK Köln

Standort: 850 qm Betriebsstätte bestehend aus Lager und Büro

2020 Umzug von der Belgischen Allee 61 c-d, D-53842 Troisdorf (Camp Spich) in die Godesberger Straße 20 b, D-53842 Troisdorf

Geschäftsfelder/Tätigkeitsbereich:

  • Video-, Ton-, Licht- und Bühnentechnik, sowie Tagungs-, Konferenz- und Medientechnik
  • Festinstallationen z. B. für Schulen und Unternehmen
  • Vermietung­ und Verkauf der eingesetzten Technik
  • B2B-Handel mit professioneller Beschallungs-, Video- und Beleuchtungstechnik­

Kunden: Überregionale Industriebetriebe aus den verschiedensten Bereichen – von der Auto- über die Finanz- bis zur Kulturbranche sowie regionale Städte und Kommunen selbst

Kontakt: www.rheinland-akustik.de

 

 

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