Interview mit Heinz Nagel und Sabrina Blatzheim - Werbeteam Nagel

Mittwoch, 07. September 2016 Interview mit Heinz Nagel und Sabrina Blatzheim - Werbeteam Nagel

Interview mit Heinz Nagel und Sabrina Blatzheim - Werbeteam Nagel

„Grenzenloser Visionär und Optimist“

Seit den 80er-Jahren sind Heike und Heinz Nagel unternehmerisch aktiv. Im Jahr 2005 wurde die heutige NagelTeam GmbH gegründet, und auch Tochter Sabrina Blatzheim stieg ins Familienunternehmen ein. Dieses Interview mit Heinz Nagel und seiner Tochter Sabrina Blatzheim zeichnet das Bild eines bewegten Unternehmer-Lebens. Zugleich zeigt dieses Gespräch auch, wie der Wille und die Fähigkeit, Kundenbedürfnisse vorwegzudenken und Lösungen dafür zu entwickeln, zum Erfolg führt. Gleichzeitig wird deutlich, wie wichtig familiärer Zusammenhalt für die nachhaltig positive Entwicklung der 1996 gegründeten Firma war und ist. Öffentlich ist das Unternehmen heute als „WerbeTeam Nagel“ präsent. Die Umbenennung ist nach Angaben Sabrina Blatzheims erfolgt, um das Portfolio des Betriebes stärker in den Vordergrund zu stellen. Jüngstes Bekenntnis zur Zukunft am Standort Troisdorf: die für 1,8 Millionen Euro errichtete neue Firmenzentrale am Junkersring. Das Gespräch führten die pro Troisdorf-Vorstandsvorsitzenden Leonie Schneider-Kuttig und Carsten Seim.

Herr Nagel, wie sind Sie Unternehmer geworden? Und wie sind Sie zur Werbebranche gekommen?

Heinz Nagel: Das hatte mit einer beruflichen Krise zu tun. Ich bin gelernter Schreiner und habe meine Gesellenprüfung nach verkürzter Ausbildung 1979 absolviert. Aufgrund von Rückenproblemen konnte ich dann nicht in  meinem Beruf arbeiten. Ich sollte umgeschult werden, doch das zog sich hin. Weil ich nicht arbeitslos sein wollte, bin ich erst einmal Taxi gefahren. Dann traf ich jemanden, der einen Außendienstler für eine Druckerei im Westerwald suchte. Ich habe dann Handzettel verkauft an Sonnenstudios, Friseure und andere Unternehmen. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter dieser Druckerei habe ich mich im April 1983 in Eitorf mit einem Verlag für Handzettel selbstständig gemacht.

Wie und wann kam der Impuls für die Expansion?

Heinz Nagel: Unser erster Anlauf dazu begann mit dem Hinweis eines Unternehmensberaters, dass ein Kopierladen-Betreiber in der Bonner Weberstraße einen Nachfolger suchte. Ich habe mir einen 40.000 D-Mark-Kredit besorgt und mit einer DIN A3-Kopiermaschine angefangen. Das Geschäft lief gut. Viele Studenten aus dem nahegelegenen Juridicum kamen, und auch Bundesbehörden waren meine Kunden. Ich habe mich ins Drucken hineingearbeitet. Seit jeher bin ich maschinenverrückt, und habe Fachvorträge besucht. Wir hatten in unserer Hochphase 20 Mitarbeiter. Drei meiner vier Geschwister waren mit im Unternehmen und wir waren anerkannter Ausbildungsbetrieb für Drucker und Schriftsetzer. Unsere 1986 geborene Tochter Sabrina ist damals im Gehfrei in der Druckerei unterwegs gewesen.

Sie sprachen eben von ihrem ersten Anlauf. Warum?

Heinz Nagel: Verschlechtert hatte sich unsere Auftragslage bereits nach dem Hauptstadtbeschluss des Bundestages zugunsten Berlins im Jahr 1991. 1993 traf uns ein Forderungsausfall von mehreren 100.000 D-Mark. Ein Kunde war insolvent gegangen, und wir waren finanziell am Boden. Wir hatten gerade unser Häuschen in Beuel gebaut, Sabrina war gerade eingeschult worden. Meiner Frau Heike und auch Sabrina bin ich bis heute dankbar, dass sie das gemeinsam mit mir durchgestanden haben.

Und wie ging es dann weiter?

Heinz Nagel: Meine Frau Heike, gelernte Floristin, übernahm einen Blumenladen in Beuel ...

Sabrina Blatzheim (lacht): ... Ich wusste schon als Grundschülerin, wie man Rosen entdornt. Ich habe meine Hausaufgaben im Laden gemacht und ausgeholfen...

Heinz Nagel: ... und ich habe im Keller unseres Hauses in einem 3,5 x 4 Meter großen Raum an neuen unternehmerischen Perspektiven gearbeitet und begonnen auf Basis alter Kontakte Papiermaßbänder für Möbelhäuser zu verkaufen.

Was trieb dieses Wachstum?

Heinz Nagel: Ein wichtiger Impuls war, dass wir auch das Deutsche Rote Kreuz als Auftraggeber gewonnen haben.

Wie kam es dazu?

Heinz Nagel: Ich war jahrzehntelang ehrenamtlich für das DRK aktiv, war Ausbilder und bin auch Rettungswagen gefahren. Auf unserer Dienstkleidung hatten wir Namensschilder. Diese wurden früher mit einem Stück Stoffband aufgenäht. Das Ergebnis war aus meiner Sicht optisch nicht befriedigend. Ich meinte, dass man Namen und auch Logos direkt auf die Dienstkleidung aufsticken können müsste. Doch das war leichter gedacht als getan: Ich habe eine Stickmaschine gekauft und damit ein halbes Jahr im Keller unseres Häuschens experimentiert, um gute Ergebnisse zu erzielen. Der Zufall wollte es, dass mein ehrenamtlicher Mitfahrer auf dem RTW hauptamtlich beim DRK-Bundesverband arbeitete. Für das DRK arbeiten wir nun seit fast 20 Jahren. 1998 haben wir für den Bundesverband einen ersten Katalog für Werbeartikel produziert, die man bei uns bestellen konnte. Einen Rettungskongress in Münster haben wir komplett mit Mappen, Beschilderungen, Pins und vielem mehr bestückt.

1999 stand fest, dass ich im Keller keinen ausreichenden Platz mehr hatte. Wir haben dann im früheren Blumenladen meiner Frau weitergemacht. Im Garten hinter dem Laden wurde bald ein Container nach dem anderen aufgestellt, weil der Platz für das ständig expandierende Geschäft nicht mehr reichte.

Und wie kamen Sie nach Troisdorf?

Heinz Nagel: Zum 1. Januar 2006 sind wir von Beuel in unseren Troisdorfer Firmensitz an der Rotter Viehtrift im Gewerbegebiet Spich umgezogen. Im selben Jahr kam auch die Stempelherstellung meines Bruders von Waldbröl in unsere Spicher Zentrale.
2015 haben wir die Firma Werbegrafik Weeg mit ihren vier Mitarbeitern übernommen. Und wieder wurde der Platz knapp. Eine Erweiterung vor Ort war nicht möglich.

Und wie kamen Sie auf die Idee, an den Junkersring zu ziehen?

Heinz Nagel: Die Idee dazu kam uns 2015 bei einem Unternehmerfrühstück des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf und der TROWISTA bei der Gambit Consulting GmbH. Als wir nach der Veranstaltung auf dem Weg zum Auto waren, sagte Sabrina zu mir: „Das ist schon schön in so einem Neubau. Und schau mal, was hier noch viel Platz für neue Gebäude ist. Das wäre doch was für uns!“ So war die Idee geboren, einen neuen Standort zu bauen, an dem wir unsere Zentrale an der Rotter Viehtrift und die Räume der früheren Firma Weeg zusammenführen können und noch Reserven für die Zukunft haben. Meine Tochter hat das neue Gebäude gemeinsam mit der Architektin nach unseren Bedürfnissen geplant und den Bau organisiert. Es ist ein Quantensprung gegenüber unserer früheren Zentrale mit topmodernen Produktionslinien, einigen neuen Maschinen und der Möglichkeit, nahezu staubfrei in einer hochmodernen Halle Fahrzeuge zu beschriften.

Frau Blatzheim, war es für sie ausgemacht, dass Sie ins Unternehmen einsteigen?

Sabrina Blatzheim: Nein. Ich habe 2003 Mediengestalterin gelernt und wollte eigentlich Fotografin werden. Mein Vater hat mich nie gedrängt, im Unternehmen aktiv zu werden. Er hat allerdings schon in der Grundschule zu mir gesagt „Du entscheidest im Leben immer selbst, ob du einmal Putzfrau wirst, oder ob du dir eine einstellen kannst!“

Ich habe mich nach meiner Ausbildung dann doch für einen Start in unser Unternehmen entschieden und an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Betriebswirtschaft studiert. Danach war mein Weg klar, 2010 bin ich in die Geschäftsführung eingestiegen.

Was sind denn für Sie – über den Bau Ihrer neuen Zentrale hinaus – wichtige Marksteine in der Entwicklung Ihres Unternehmens?

Sabrina Blatzheim: Neben dem grundsätzlichen Umzug nach Troisdorf ist es ganz sicher die Verleihung des CrefoCert-Siegels im vergangenen Jahr, das uns eine sehr gute Bonität bescheinigt ...

Heinz Nagel: ... Sabrina ist unser Finanzvorstand ...

Sabrina Blatzheim (scherzhaft): ... ich sehe meinen Vater als grenzenlosen Visionär und Optimisten, meine Mutter und ich müssen ihn manchmal ein wenig bremsen. Die Auszeichnung durch die Creditreform war für uns nach nicht immer leichten Jahren, die ich als Kind hautnah miterlebt habe, eine Bestätigung dafür, dass wir unternehmerisch angekommen sind. In rund zehn Jahren haben wir unsere frühere Zentrale abbezahlt. Wir haben alle Überschüsse stets in unser Unternehmen reinvestiert.
Nun widmen wir uns der neuen Herausforderung am Junkersring. Wir werden unseren angestammten Kunden aus der mittelständischen Wirtschaft treu bleiben, wollen mit unseren neuen Räumlichkeiten aber auch gerne in größere Dimensionen wachsen. Ich bin sicher: Die neue Außendarstellung wird uns helfen, weitere und vielleicht auch größere Unternehmen als Kunden zu gewinnen.

Sprechen wir über das WerbeTeam Nagel im Jahr 2026: Bereits heute erleben Betriebe mit ihrem Produktportfolio eine wachsende Konkurrenz im Internet. Wie wollen Sie in diesem Wettbewerb bestehen?

Sabrina Blatzheim: Von der Visitenkarte über Kugelschreiber,Textilien, Beklebungen, Werbetechnik bis zum Messestand – darin sehen wir unser Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb: Wir bieten unseren Kunden einen Rund-um-Service und liefern Produkte sowie Dienstleistung in verlässlich hoher Qualität termingerecht und, wenn es sein muss, auch über Nacht. Wir widmen uns mit derselben Intensität kleinen und großen Aufträgen. Sie brauchen Visitenkarten? Bei uns reicht es, wenn Sie mit Notizen auf einem Zettel zu uns kommen: Wir beraten, gestalten, fertigen die Druckvorlage und liefern verlässlich. Das bietet Ihnen keine Onlinedruckerei. Wir bieten unseren Kunden eine extrem breite Leistungspalette aus einer Hand. Wir denken uns in ihre Bedürfnisse hinein und sind mit ihnen vielfach langjährig eng vernetzt.

Heinz Nagel: Ein Beispiel dafür ist die ein in Troisdorf ansässiges Unternehmen das Bodenbeläge für das zerklüftete Innere von Kassenzonen einer Supermarktkette herstellt. Diese wurden früher vor Ort von Hand geschnitten und eingepasst. Wir haben uns die Maße geben lassen, mit dem Computer eine optimale Verteilung der Zuschnitte auf einer Bahn des Bodenbelages berechnet und schneiden die Stücke nun passgenau. Sie können so mit einem Minimum an Zeitaufwand vor Ort verlegt werden, und die Kassenzonen stehen nach kürzester Zeit wieder für den Betrieb zur Verfügung. Wir haben zudem die Ausbeute an nutzbarem Material verdoppelt. So gewinnt der Kunde genauso wie wir – und alle sind glücklich. Nur so macht der Job wirklich Spaß!

Das Gespräch führten Leonie Schneider-Kuttig, Vorstandsvorsitzende des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf, und Carsten Seim, Redaktionsbüro avaris | konzept, Troisdorf/Bonn.

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