Interview mit Thomas Pasquale, Geschäftsführender Gesellschafter der Gambit Consulting GmbH

Montag, 15. September 2014 Interview mit Thomas Pasquale, Geschäftsführender Gesellschafter der Gambit Consulting GmbH

Interview mit Thomas Pasquale, Geschäftsführender Gesellschafter der Gambit Consulting GmbH

Thomas Pasquale ist Geschäftsführer der Gambit Consulting. Die strategische IT-Beratung beschäftigt sich mit SAP-ERP-Systemen. Das Interview entstanden im Rahmen eines Unternehmerfrühstücks von pro Troisdorf. 

Herr Pasquale, wie sind Sie Unternehmer geworden?

Nach meinem Betriebswirtschafts-Studium in Münster habe ich zunächst als Berater bei der Management-Beratung A.T.Kearney in Düsseldorf und Chicago gearbeitet. In den 90er-Jahren kam ich zur Hüls Troisdorf AG, um den damaligen Veränderungsprozess zu begleiten. 1994 berief man mich dort zum Director Finance.

Wie kommt ein Betriebswirt zu einem strategischen IT-Beratungsunternehmen?

Die Hüls Troisdorf AG gehörte zu den frühen Nutzern von SAP-Software. Diese war dort bereits seit den 70er-Jahren im Einsatz. In meiner Eigenschaft als Director Finance wurde ich auch Vorsitzender des SAP-Lenkungsausschusses. Mitte der 90er-Jahre ging es bei Hüls um den Wechsel von Großrechnern auf kleinere dezentrale Server. Fachleute sprechen hier von den Stufen R2 und R3. Die Letztgenannte war bereits mit grafischen Bedienoberflächen auf den Bildschirmen verbunden, wie wir sie heute kennen. 1995 haben wir uns mit einer Reihe von Fachleuten ausgegründet. Dies geschah im Einvernehmen mit der Führung der Hüls Troisdorf. Bedingung war zunächst, dass wir auf dem Unternehmens-Campus bleiben und weiter für Hüls tätig waren. Für ein Start-up waren das natürlich hervorragende Voraussetzungen, denn wir hatten damit bereits einen Großkunden. Und dank unserer bereits langjährig SAP-erfahrenen Mitarbeiter sind wir im digitalen Aufbruch Mitte der 90er-Jahre durchgestartet. Wir haben sämtliche Investitionen aus unserem Cash-Flow finanzieren können. Das ist bis heute so.

Sie beschäftigen aktuell rund 80 Mitarbeiter. Welche Qualifikationen haben und brauchen Sie denn?

Wir beschäftigen primär Betriebswirte, Wirtschaftsinformatiker und -ingenieure. Auch promovierte Chemiker, Physiker und Mathematiker sind dabei. Ein kleinerer Teil unserer Mitarbeiter sind reine IT-Fachleute beziehungsweise Programmierer.

Warum nur ein kleinerer Teil?

Weil der Hauptteil unserer Arbeit die kundengerechte Konzeption ist. Wir brauchen die Disziplinen-übergreifende Zusammensetzung unseres Teams. Denn wir müssen uns in die Prozesse unserer Auftraggeber und in deren Bedürfnisse hineindenken. Oft spielen auch kulturelle Besonderheiten in anderen Ländern eine wichtige Rolle in unseren Überlegungen. Unsere Erfahrungen auf diesem Feld sind das Kapital unseres Unternehmens. Wir schmieden das System, bis es den Anforderungen des Kunden 100-prozentig gerecht wird. Die technischen Systemeinstellungen sind am Ende nur ein kleinerer Teil unserer Arbeit.

Stellen Sie ein? Und wie finden Sie geeignetes Personal?

Wir sind ständig auf der Suche nach qualifizierten Senior-Beratern und Berufsanfängern, die neben dem fachlichen Wissen vor allem auch eine hohe soziale Kompetenz aufweisen, die zu uns und den von uns gesetzten Unternehmenswerten passt. Bei der Suche nach Fachkräften ist unser guter Arbeitgeberruf im Markt eine sehr große Hilfe. Wir freuen uns über einen ständigen Bewerberfluss und sind stolz darauf, dass wir eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation haben.

Mit welchen Anliegen kommen Kunden zu Ihnen?

Primäre Anliegen nahezu aller Kundenanfragen sind die nachhaltige Verbesserung von Unternehmensprozessen sowie Kostensenkung oder Umsatzsteigerung. Ein Beispiel ist eine Klinikkette, die administrative Aufgaben der Kliniken in einer konzern-übergreifenden Einheit zusammenführen möchte. Hierdurch ergeben sich erhebliche Kostensenkungspotenziale durch Prozessvereinheitlichung und -automation bei Massenbelegen wie zum Beispiel der Verarbeitung von Lieferantenrechnungen oder der Leistungsabrechnung mit Krankenkassen.

Der Aufbau strategischer, global agierender Einkaufsorganisationen, die Zentralisierung von Service- und Ersatzteilgeschäften, die Abbildung globaler Materialflusskonzepte oder aber die Integration bislang nicht mit SAP arbeitender Unternehmenseinheiten sind weitere Beispiele für häufige Kundenprojekte. Derartige Reorganisationen greifen zumeist tief in die bestehende Organisationsstruktur und -kultur hinein. Sie müssen unter Berücksichtigung einer Vielzahl nicht immer gleich gerichteter Interessen aller Beteiligten ausgehandelt werden.

Eins Ihrer Geschäftsfelder ist die Landscape Transformation. Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen?

Nehmen Sie beispielsweise eine Unternehmensfusion: Beide Fusionspartner haben eigene ERP-Systeme, die nun zu einem verschmolzen werden. Das sind hochkomplexe Vorgänge, weil hiervon zumeist alle Unternehmensbereiche betroffen sind und unsere Kunden Umstellungen ohne Ausfallzeit und ohne Produktivitätsverlust erwarten. Oft werden die Veränderungen von uns so in Betrieb genommen, dass die Kundenmitarbeiter noch bis Freitagnachmittag im alten System arbeiten und bereits am Montag wie gewohnt ihre Arbeit fortsetzen – aber mit einer neuen oder veränderten Software-Architektur. Weltweit hat SAP nur drei Partnerunternehmen mit insgesamt 130 Beratern zertifiziert, in der Landscape Transformation aktiv zu werden. Wir sind in Troisdorf einer dieser Partner und beschäftigen 25 dieser zertifizierten Spezialisten. Dieses Geschäftsfeld haben wir 2012/2013 eröffnet. Es ist aufgrund der wenigen Akteure, die hier bislang weltweit unterwegs sind, interessant und rentabel.

Warum zertifiziert SAP nicht mehr Berater?

Die Arbeit mit und an der ERP-Software ist mit hoher Verantwortung verbunden. Stellen Sie sich vor, einem Berater würde bei Eingriffen ins System eines Versenders mit 120.000 Packstücken pro Woche ein Fehler unterlaufen, und Kundenbestellungen können deshalb nicht ausgeliefert werden. Dann würden sich im Logistikzentrum in kurzer Zeit zehntausende Sendungen stapeln. Ein anderes Beispiel ist die Stadtreinigung einer deutschen Großstadt, die mit Scan-Systemen zur Erfassung von Müll arbeitet. Würde ein solches System wegen eines Fehlers ausfallen, so käme es sehr schnell zu einem enormen Rückstau bei der Müllabfuhr.

Wie muss man sich den Arbeitsalltag eines Gambit-Consultants vorstellen?

Es ist sicher nichts für Menschen, die stets eine geregelte Arbeitszeit beanspruchen. Denn Aufträge auch sehr großer Unternehmen können über Nacht auf uns zukommen. Oft sind diese das Resultat langer betriebsinterner Überlegungen – und dann muss alles ganz schnell gehen. Jüngst standen zwei Führungskräfte eines US-Konzerns mit einem Jahresumsatzvolumen von 30 Milliarden Dollar vor der Tür. Im Konzern sollte das Geschäftsjahr umgestellt werden. Sofort sind zwei unserer Berater zum Eileinsatz in die Vereinigten Staaten geflogen.

Ist Troisdorf ein geeigneter Standort für solche nationalen und transnationalen Aktivitäten? Oder anders gefragt: Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Zum ersten Teil Ihrer Frage: Ja! Von Troisdorf aus erreichen Sie in wenigen Minuten den ICE-Bahnhof mit Schnelltrassen nach Frankfurt sowie auch in den Süden und Südwesten. Die Autobahnanbindung ist hervorragend. Der Flughafen Köln/Bonn liegt nahe. Zum zweiten Teil: Man hat uns hier eine ideale Fläche angeboten – Platz genug für den Bau unseres Bürogebäudes mit einer nutzbaren Fläche von 2500 Quadratmetern. Wichtig waren mir auch die Erweiterungsoptionen, denn ich rechne vor allem auch im Bereich der Landscape Transformation mit einem weiter wachsendem Bedarf, und damit, dass wir in vielleicht zwei oder drei Jahren ein weiteres Gebäude nebenan benötigen werden. Uns ist eine großzügige Raumplanung wichtig, weil sich unsere hoch qualifizierten Mitarbeiter bei uns wohlfühlen sollen und weil wir unserer Kundenklientel ein repräsentatives Umfeld bieten wollen.

Nun umwerben sicher auch andere Städte Unternehmen wie die Gambit Consulting. Sie tun dies auch, weil ein solches Headquarter immer auch ein guter Gewerbesteuerzahler ist ...

Unsere Entscheidung für Troisdorf hat ganz sicher auch mit dem außergewöhnlichen Engagement des Troisdorfer Bürgermeisters Klaus-Werner Jablonski und seines Wirtschaftsförderers Jürgen Sturm zu tun. Beide haben immer wieder das persönliche Gespräch mit uns gesucht und waren sehr engagiert, uns im Wissen um unsere Bedürfnisse passgenaue Angebote zu machen. Das hat unsere Entscheidung für Troisdorf wesentlich beeinflusst.

→ pro Troisdorf | Gambit Consulting GmbH

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