Montag, 25. April 2022 Interview zum Unternehmerfrühstück am 26.04.2022 mit Eric Schütz / Gerling & Schütz

„Regionale Netzwerke sind mit sehr wichtig!“

Eric Schütz, Geschäftsführender Gesellschafter der Gerling & Schütz Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft mbH, ist mit seinem 2002 gegründeten Unternehmen seit 2015 in Troisdorf ansässig. Im Vorfeld eines Unternehmerfrühstücks des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft TROWISTA am 26. April 2022 informierte der Bauträger und Investor über seine Geschäftsphilosophie.

Das Gespräch führten Christian Seigerschmidt, Vorstandsvorsitzender des Unternehmer-Clubs, und Carsten Seim.

Herr Schütz, wann haben Sie entschieden, Bauträger und Investor zu werden?

Ich bin Betriebswirt und habe vor meinem fachbezogenen Studium eine Ausbildung in einem Kölner Unternehmen absolviert. Ich war anfangs in der privaten Vermögensverwaltung aktiv.

2002 habe ich gemeinsam mit meinem damaligen Partner Rolf Gerling in Köln die Gerling & Schütz Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft mbH gegründet.

Wie kam es zum Namenszusatz „Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft“?

Diesen Zusatz haben wir gewählt, weil wir nicht nur bauen wollten, sondern uns auch an Unternehmen im Immobilien-Sektor beziehungsweise Immobilienprojekten beteiligten wollten. Inzwischen bin ich nur noch mit eigenen Projekten aktiv – und zwar ausschließlich als Investor und Bauträger. Das erste Projekt meines Unternehmens war der Neubau eines Neunfamilienhauses in Bonn-Holzlar. 2021 betreuten wir 340 Wohnungen in Bau oder projektiert. Wegen der Expansion im Bauträgergeschäft haben wir aktuell das Beteiligungsgeschäft auf null gefahren. Derzeit ist die Gerling & Schütz Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft in Projekten mit einem Gesamtvolumen von rund 80 Millionen Euro – projektiert und derzeit in Realisierung – in der Region engagiert.

Wann haben Sie sich für dieses Geschäft entschieden?

Die Entscheidung, mich ganz auf den Bausektor zu konzentrieren, habe ich spontan beim Bau meines ersten Mehrfamilienhauses getroffen. Ich dachte mir damals: „Ja, das ist es!“

Wie genau funktioniert Ihr Business?

Wir kaufen Grundstücke an, auf denen sofort gebaut werden kann. Wir projektieren, bauen und verkaufen dann in Teileigentum oder en bloc. Wir kaufen Immobilien an und widmen sie in Wohnungen um. Wir sanieren auch Objekte im Bestand. Wir beschäftigen Bauleiter, Architekten und Handwerker. Wir sind keine Bestandshalter. Immobilienbestände im frei finanzierten, aber auch im öffentlich geförderten Wohnungsbau halte ich gemeinsam mit meiner Ehefrau Sabine Schütz privat.

Mit dem Kerpenhof, dem Ort unseres Unternehmerfrühstücks, haben Sie ein denkmalgeschütztes Objekt saniert und 27 Eigentumswohnungen in ehemaligen Stallungen und Scheunen eingerichtet. Was bewegt Sie dazu, solche historischen Projekte zu übernehmen?

Wir erhalten damit einen klassischen rheinischen Vierkanthof dauerhaft im Landschafts- und Ortsbild, indem wir ihn einer Wohnnutzung zuführen. Sanieren im Bestand ist ein wichtiges Anliegen auch für die NRW-Landesbauministerin Ina Scharrenbach. 2019 war das Projekt abgeschlossen. Bereits vor Baubeginn waren alle Wohnungen verkauft. Das ist bei denkmalgeschützten Objekten so üblich, weil die Käufer nur so in den Genuss der Denkmalabschreibung kommen.

Aktuell sind wir in ähnlicher Weise dabei, 21 Eigentumswohnungen in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Hauses Rott zu schaffen. Auch das frühere Herrenhaus wird saniert. Es wird dem dort ansässigen Tennisclub weiter zur Verfügung stehen. So erhalten wir in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden nachhaltig regionale Kulturhistorie und schaffen zugleich attraktiven stadtnahen Wohnraum.

Aus Ina Scharrenbachs Ministerium stammt das Landesprogramm „Bauland an der Schiene“. Darunter fällt Ihr aktuelles Troisdorfer Projekt Carré Verde am Bahnhof Friedrich-Wilhelms-Hütte.

Die von Ministerin Scharrenbach aufgelegte Landesinitiative „Bauland an der Schiene“ ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Denn sie mobilisiert innerstädtische Brachflächen für den Bau dringend benötigter Wohnungen. Im Zuge dieser Initiative konnten wir nach dem Gewinn des städtebaulichen Wettbewerbs das Baugrundstück zwischen Mendener Straße und Bahnlinie von der Bahnflächen Entwicklungsgesellschaft, BEG, kaufen. Dort befanden sich früher die Werkstätten des Vereins „Lebenshilfe e. V“.  Was mir an dem Projekt besonders wichtig ist: Wir haben hier eine Mischung von öffentlich gefördertem Mietwohnraum und frei finanziert gebauten Eigentumswohnungen.

Hier besteht gerade in innerstädtischen Lagen ein sehr großer Bedarf. Was tun?

Auch junge Familien mit normalen Einkommen brauchen ein Dach über dem Kopf. Wohnen darf kein unerreichbares Luxusgut sein. Deshalb muss der Staat sich wieder wesentlich stärker im öffentlich geförderten Wohnungsbau engagieren. Auch wenn die Landesregierung hier schon einiges getan hat: Die Zahl erteilter Baugenehmigungen in NRW für den öffentlich geförderten Wohnungsbau muss deutlich steigen, um dem Bedarf auch nur annähernd zu begegnen. Sonst werden die Preise fürs Wohnen wegen eines wachsenden Nachfrageüberhangs weiter steigen. Das ist eine große Herausforderung für die Förderpolitik auf Bundes- und Landesebene.

Sie haben in Zusammenhang mit dem Carré Verde gerade betont, dass Sie hier frei finanzierten und öffentlich geförderten Wohnraum anbieten. Warum ist das so wichtig?

Öffentlich geförderter Wohnungsbau darf nicht auf bestimmte Gebiete konzentriert werden. Eine Ghettoisierung ist im Sinne des Städtebaus und des kommunalen Miteinanders zwingend zu vermeiden. Wir brauchen eine gesunde Durchmischung. Die Stadt Troisdorf setzt diesen Gedanken städtebaulich um, die Zusammenarbeit mit Stadtplanung und Bauordnung ist zielführend. Wir haben das in Troisdorf auf dem früheren Gelände von Opel Kümpel realisiert und führen das auch im Carré Verde aus. Die Qualität der öffentlich geförderten Wohnungen erreicht hier annähernd die der frei finanzierten.

Und warum werden nicht mehr solche Quartiere gebaut?

Über die noch unzureichende Förderkulisse hinaus gibt es ein weiteres Hemmnis: Viele Kommunen weisen nur zögerlich neue Bauflächen aus. Sie wollen keine neuen Einwohner, weil sie dann ihre kommunale Infrastruktur ausbauen müssten. Troisdorf nehme ich hier ausdrücklich aus!

Müssen wir nicht auch kreativer werden, um neuen Wohnraum zu schaffen: In anderen Städten wird beispielsweise auf Parkhäusern Wohnraum gebaut …

Neben mehr Flächen müssen wir beim Bauen sicher auch stärker wieder in die Höhe denken. Es gibt sehr schöne Beispiele begrünter Hochhäuser. Wir müssen eine höhere Geschosszahl zulassen, um dem Bedarf zu begegnen.

In welchem Aktionsradius arbeiten Sie?

Um das in ein Bild zu kleiden: Das, was ich von der Spitze des Kölner Doms aus sehe, ist mein Aktionsradius. Die Region Köln-Bonn/Rhein-Sieg. Wenn man dieses Geschäft ohne weiteres Personal machen will, muss man das so handhaben. Ich möchte alle Projekte, mit denen ich aktiv bin, selber sehen. Das gilt auch in der Bauphase. Ich besuche meine in Entstehung befindlichen Objekte regelmäßig und bespreche mit den Verantwortlichen vor Ort alles Wesentliche.

Wie wichtig sind Ihnen regionale Netzwerke?

Sehr wichtig. In Sieglar bin ich aufgewachsen. Ich lebe und arbeite gern in dieser Region. Wir arbeiten bevorzugt mit Unternehmen aus der Region zusammen – am liebsten mit Betrieben aus Troisdorf selbst. Weil ich meine Handwerker kenne, weiß ich, dass ich anständige Arbeit bekomme. Und meine Auftragnehmer wissen, dass sie nicht lange auf ihr Geld warten müssen. Langjährig arbeite ich erfolgreich mit dem Troisdorfer Architektenbüro von Joachim Kneutgen zusammen. Seit langem kooperiere ich auch mit in Troisdorf ansässigen Regionalbanken. Unsere Vernetzung mit der regionalen Gewerke- und Bankenlandschaft ist sehr gut und von großem Vertrauen geprägt. Ein Mann – ein Wort: Das hat hier noch Gewicht. So macht mir die Arbeit Spaß.

Sie haben seit dem Jahr 2015 Ihren Unternehmenssitz in Troisdorf. Was zeichnet diese Stadt aus Sicht eines Immobilienexperten aus?

Ich habe immer an den Standort Troisdorf geglaubt. Als wir das Stadtquartier Troisdorf 2014 fertiggestellt hatten, war das Klima, was Kapitalanlagen und Mieten in dieser Stadt angeht, noch ein anderes. Die Kommune selbst hat ihre Innenstadt in den Folgejahren erheblich vorangebracht – unter anderem über das Projekt ZiTi. Inzwischen schauen auch überregionale Investoren wieder mit Interesse auf Troisdorf und investieren hier. Wir liegen bei den erzielten Mieten inzwischen weit über dem ausgewiesenen Mietspiegel und auch über den noch vor wenigen Jahren prognostizierten Kaufpreisen.

Blicken wir noch einmal in die Zukunft des Bausektors: Sehen sie Grenzen des Wachstums? Manche warnen schon vor einer Immobilienblase.

Aktuell sind wir von einem Abschwung sehr, sehr weit entfernt. Die Mietentwicklung hält ja Schritt mit den Verkaufspreisen. Die Region Köln-Bonn/Rhein-Sieg bleibt eine Zuzugsregion. Das Angebot an Wohnraum ist nach wie vor gering, weil schlicht Baugenehmigungen und für den Bau ausgewiesene Grundstücke fehlen. Und markant auf historische Höhen steigende Zinsen sind – wenn auch derzeit volatil – als Bauhemmnis im europäischen Kontext absehbar nicht zu erwarten. Deshalb glaube ich, dass der Aufwärtstrend noch viele Jahre anhalten wird.

Interview: Christian Seigerschmidt, Carsten Seim

pro Troisdorf-Fact Sheet

Gerling & Schütz Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft GmbH

Geschäftsführender Gesellschafter: Eric Schütz

Mitarbeitende: vier (inkl. Geschäftsführung)

Gründung: 2002 in Köln

Standort: seit 2015 Troisdorf

Unternehmenszweck: Kauf und Bebauung von Baugrundstücken. Verkauf in Teileigentum oder en bloc. Ankauf von Immobilien – Umwidmung in Wohnungen. Sanierung von Bestandsobjekten.

Geschäftsvolumen: aktuell Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 80 Millionen Euro – projektiert und derzeit in Realisierung.

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