pro Troisdorf DER UNTERNEHMER-CLUB INTERVIEW ZUM UNTERNEHMERFRÜHSTÜCK Welche Anforderungen stellen Sie an Ihre Mitarbeiter? Jeder, der motiviert ist, kann bei Bedarf bei mir anfangen. Meine Mit- arbeiter müssen für die Aufgabe brennen. Ich will in ihren Augen keine Teelichter sehen, sondern Bunsenbrenner! Bei Mitarbeitern muss ich das Gefühl haben, dass ich mit denen auch privat losziehen kann. Zertifikate und Nachweise interessieren mich nicht so sehr. Ich bilde viele meiner Leute ohnehin selbst aus und führe sie an ihre Arbeitsfelder im Betrieb heran. Und ich selbst habe mich weitergebildet. Welcher Art war diese Weiterbildung? Ich habe Seminare in Betriebsführung und Management besucht. Beein- druckt hat mich eine Aussage des Coaches Jürgen Höller. Sinngemäß hat er gesagt: „Wenn Du jetzt eine Vision hast, dann setze sie um und warte nicht drei Jahre damit! Und mach nicht klein, mach groß.“ Ich bin in solchen Seminaren über bis zu 1000 Grad heiße rotglühende Kohlen gelau- fen. Wer kann mir denn dann noch was? Jüngst haben meine Frau und ich auf Zypern eine Ausbildung im Neuro-Linguistischen Programmieren, NLP, absolviert. Das hilft mir sehr in der Mitarbeiterführung. Und wie sind Sie zu Ihrem Kundenkreis gekommen? Ich habe eine Wohnung in Köln-Wahnheide gekauft und komplett als Showroom ausgebaut. Den Geräteherstellern habe ich meine Vision er- klärt, und sie haben mir die Geräte verbilligt überlassen. Ein Markstein war meine Kooperation mit dem Lautsprecher-Hersteller KEF im Jahr 2011. Ich habe deren Lautsprecher in meinen Showroom eingebaut. Sie fahren über die zentrale Smarthome-Steuerung zum Teil aus der Decke. KEF wollte im Würden Sie sich selbst als Schreiner 4.0 bezeichnen? Ja. Die Pläne für unsere Möbel liegen elektronisch im System. Zunächst werden automatisch auf einer liegenden Plattensäge alle erforderlichen Zuschnitte gemacht. Jedes Rohteil erhält ein mit Angaben aus dem System gedrucktes Etikett. Die Mitarbeiter wissen aufgrund des Etiketts, wie sie ein Werkstück aufzulegen haben. Alle Maschinen in der Ferti- gungskette können auslesen, was in der Folge zu tun ist und erledigen ihre Aufgaben automatisch. Welches Investitionsvolumen haben Sie in die Hand genommen? Allein der jüngste Umzug in unsere nun 1000 Quadratmeter große Halle auf dem Camp Spich-Gelände hat rund 100 000 Euro gekostet. Die Maschinen hatten wir zum Teil bereits. Wir mussten noch einmal 100 000 Euro in neue Maschinen investieren. Insgesamt stehen in dieser Halle Werte von gut 0,6 Millionen Euro. Warum arbeiten Sie ausschließlich mit Highend-Maschinen? Weil ich mit weniger nicht zufrieden bin. Vor einigen Jahren war ich auf der Messe unterwegs und erst in der Halle mit Handwerksbedarf unterwegs. Da standen auch Maschinen bis in Preisregionen von 60 000 Euro. Das ist für einen normalen Handwerksbetrieb auch schon Highend. Aber immer fehlte irgendeine Funktionalität, die mir wichtig war. Ich bin dann in die Halle mit den Industriemaschinen gegangen. Die Preise dort überschritten mein Budget erheblich. Ich habe erst einmal nichts gekauft. Doch die Außendienstler haben nicht lockergelassen. Zum einen sank in unseren Gesprächen der Preis ein wenig. Und zum anderen hatte ich „Ich habe meine frühere Wohnung zu meinem Showroom gemacht“ Gegenzug zur Highend-Messe in Amsterdam einen Exklusivbericht. In der Zeitschrift „Smarthome“ erschien ein siebenseitiger Report. Dieser lag auf der Messe in Amsterdam und auch auf der Kölner Möbelmesse in hoher Auflage aus. Danach überstürzten sich die Kontaktaufnahmen bei mir! WDR, DIE WELT, Kölner Stadt-Anzeiger und andere Medien wollten über meine Manufaktur berichten. Dann waren die Kunden plötzlich da, und ich habe 2012 mit der GmbH nach dem Minus im Jahr 2011 wieder ein erstes kleines Plus gemacht. Ein medialer Meilenstein war auch unsere Teil- nahme in der VOX-Sendung „Das perfekte Dinner“ – gedreht in meinem Showroom. Danach kamen noch mehr Interessenten! Die Töchter meiner Frau haben meine Ehefrau zur Shopping Queen angemeldet. Guido Maria Kretschmer hat dann auch noch etwas zu unserer Showroom-Wohnung gesagt. Darüber haben wir weitere Kundenkreise erreicht. Dann rief die Redaktion von „Fünf gegen Jauch“ an. Jedes Jahr bekomme ich seither mehrere Anrufe von Fernsehredaktionen. Über die Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“ habe ich meinen Showroom verkauft. Es meldete sich je- mand, der Ihn unbedingt kaufen wollte – jenseits der Frage, was er kostet. Seit zwei Jahren wohne ich zur Miete, bin aber schuldenfrei. Wie gewinnen und halten Sie darüber hinaus Kunden? Durch gute Kommunikation und dadurch, dass wir immer etwas mehr leisten als der Kunde erwartet. Das spricht sich herum. Wir alle wollen jeden Tag ein bisschen besser werden. Und wenn einer unserer Klienten Verbesserungsvorschläge hat, sind wir dankbar, weil uns das dabei hilft, noch besser zu werden. Nur so können weiter wachsen. nach vielen Gesprächen einen Vertreter gefunden, der gleich auch noch die Finanzierung mit erledigt hat. Das war meine Forderung. Neun haben abgelehnt, der zehnte hat zugestimmt. Wie haben Sie das geschafft? Ich habe damals nicht nachgegeben, bis diese Lösung zustande gekommen war. Und ich habe mich dabei an Walt Disney orientiert, der mehr als 100 Anläufe unternehmen musste, bis der erste Banker gesagt hat: „Okay, wir investieren in Ihren Plan.“ Im Nachhinein zählen die „Neins“ nicht – nur das eine „Ja“, das zum Erfolg führt! Man muss immer einmal mehr aufstehen als man hingefallen ist. Ich habe natürlich auch schon einmal die Richtung gewechselt, wenn irgendetwas gar nicht funktioniert hat. Aber ich gebe niemals auf! Ich setze mir konkrete Ziele, die ich zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben will und arbeite dafür. Wir sehen Sie hier nicht im Blaumann. Arbeiten Sie noch operativ? Nein, zu Beginn des Jahres 2017 habe ich mich komplett aus dem Operativen herausgezogen und optimiere stattdessen die Abläufe. Ich konzentriere mich auf darüber hinaus auf den Verkauf und Vertrieb. Damit erziele ich einen größeren Gewinn, als wenn ich selbst im Hamsterrad stecke. Ich entwerfe, berate und verkaufe. Ich schwebe wie ein Vogel über dem Unternehmen und greife ein, wenn ich merke, dass Abläufe gestört sind. Ich habe eine Produktionsleiterin, die sich um die Werkstatt kümmert. Sie ist ehemalige Lehrerin und war mit 29 Jahren zu mir gekommen, um sich zur Schreinerin ausbilden zu lassen.