Interview mit David Otten, Geschäftsleitung RMP: Warum unsere Auflagen wachsen, und was dieses Medienhaus sonst noch leistet

Mittwoch, 20. Mai 2015 Interview mit David Otten, Geschäftsleitung RMP: Warum unsere Auflagen wachsen, und was dieses Medienhaus sonst noch leistet

Interview mit David Otten, Geschäftsleitung RMP: Warum unsere Auflagen wachsen, und was dieses Medienhaus sonst noch leistet

David Otten ist Mitglied der Geschäftsleitung der Rautenberg Media & Print Verlag KG (RMP). Das 1961 in Siegburg als Kleinbetrieb gestartete Unternehmen ist 1974 nach Troisdorf umgezogen. Seit 1997 hat es seinen Standort mit rund 5600 Quadratmetern Büro- und Produktionsfläche an der Kasinostraße in Troisdorf. David Otten vertritt die dritte Generation der Eigentümerfamilie. Seit 1961 beschäftigt sich die Rautenberg Media & Print Verlag KG mit der Herausgeberschaft, sowie dem Druck und Vertrieb von Amtsblättern, Stadt- und Gemeindezeitungen. Weitere Geschäftsfelder sind Akzidenzdruck, die Erstellung von Webseiten und seit kurzer Zeit auch die Filmproduktion. Mit David Otten sprach Carsten Seim.

Herr Otten, Sie sind Familienunternehmer in dritter Generation. Was bedeutet das für Sie? 

Otten: Ich bin von Kind an in das Unternehmen hineingewachsen, das meine Eltern, Sigurd Rautenberg-Otten und Schwiegersohn Dr. Franz-Wilhelm Otten, 2003 von meinem Großvater Ewald Rautenberg und seiner Frau Margarete übernommen haben. Meine Eltern waren bereits seit den 90er.Jahren in der Geschäftsleitung tätig gewesen. Ich habe mich durch meinen Masterabschluss in Medienmanagement und Entrepreneurship auch theoretisch auf die Aufgabe vorbereitet.

Vielerorts hört man, dass die Atmosphäre in Familienunternehmen anders ist als in Kapitalgesellschaften. Wie würden Sie das für Ihr Unternehmen beschreiben?

Es hat einen besonderen persönlichen Wert für mich, weil es doch Teil meiner Familiengeschichte ist. Meine Großeltern sind allein mit einer Rotaprint-Maschine in einer Garage gestartet. Eine solche Maschine steht bis heute im Foyer unseres Verlagshauses. Unser Familienunternehmen zeichnet sich durch eine besondere Nähe zu den Mitarbeitern aus. Man kennt sich und grüßt sich. Schicksale und schöne Dinge werden geteilt.

Was genau war denn die Geschäftsidee Ihrer Großeltern?

Margarete und Ewald Rautenberg kamen mit der Geschäftsidee nach Nordrhein-Westfalen, dass Ämter Satzungen, Ausschreibungen und anderes veröffentlichen müssen. Sie sind dann in die Verwaltungen gegangen, und ihre Idee, eine Plattform für kommunale Mitteilungen zu schaffen, fand dort großen Anklang. Mit dem wachsenden Anzeigenaufkommen wuchsen diese Blätter zu lokalen Zeitungen heran. Das Unternehmen expandierte rapide. Heute beschäftigen wir am Hauptsitz in Troisdorf sowie unserem Hauptstadtbüro in Berlin 150 Angestellte und 60 Redakteure. Letztere sind meist frei beschäftigt.

Wie verteilt sich das Geschäft regional?

Von Troisdorf aus werden zwei Drittel des Gesamtgeschäftes abgewickelt. Hier drucken wir auch alle Produkte für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Redaktion, Büro und Satz finden vor Ort statt. [Hier der Hinweis: Wir verlegen auch den Königsberger Express, der nach Kaliningrad und damit nach Russland geliefert wird – und vereinzelt auch dorthin, wo sich die Flüchtlinge von damals befinden.

Wie kam es, dass Sie nach Osten gegangen sind?

Die Chance ergab sich nach dem Mauerfall. Es war eigentlich wie immer: Wir suchen nach Marktlücken und füllen diese. Mein Vater sah damals die Chance zur Expansion. So war es auch in Berlin. Die dortige S-Bahn suchte nach Wegen, ihre Fahrzeuge in schwächer frequentierte Zeiten touristisch zu nutzen. Wir haben in Berlin den punkt 3-Verlag gegründet, der mit der S-Bahn kooperiert. Unsere Zeitungen sind auf S-Bahnhöfen auf Ständern kostenlos verfügbar. Neben Bahnnachrichten werden darin schienengebundene Tagestouren bis an die polnische Grenze beworben. Wir sind hier auch selbst als Reiseveranstalter aktiv.

Die breite Mehrheit der Menschen in Troisdorf kennt Ihr Unternehmen über den Rundblick. Auf welchen Standbeinen steht Ihr Unternehmen noch?

Der Druck von Zeitungen und Akzidenzien ist nach wie vor unser Kerngeschäft. Wir bereiten uns allerdings auch auf die Zukunft vor. Bereits 1996 und damit sehr früh haben wir einen Internetbereich entwickelt. Heute bieten wir in diesem Geschäftsbereich unter anderem Internetportale, Shopsysteme und Blogs für Unternehmen an. Seit kurzem sind wir auch in die Produktion von Filmen eingestiegen. Wir bieten Filme für jedes Genre – vom Werbespot über Imagefilme und Unternehmensporträts bis zu Produktvorstellungen. Die Nachfrage danach erreicht uns über unseren Kundenstamm, den wir bereits mit unseren Kernprodukten betreuen. Die Filme richten sich vor allem an die junge Generation, die sehr stark auf das Bewegtbild fixiert ist. Das wird sich über die massive Expansion des mobilen Internets via Smartphones und Tablet noch verstärken.

Printmedien gelten allgemein als krisengeschüttelt: Tageszeitungen und Magazine erleben teilweise dramatische Auflagen- und Anzeigenverluste. Wer sich den Anzeigenanteil Ihres Anzeigenblattes „Rundblick“ anschaut und die starke Wahrnehmung in der Nachbarschaft vor Augen hat, sieht von Printkrise bei Ihnen nichts. Warum ist das so?

Ja, unsere Auflagen steigen, und das macht uns natürlich auch für Werbekunden attraktiv. Ein Erfolgsgeheimnis ist dabei, dass wir hyperlokal – also noch näher am Menschen – sind, als übliche Lokalteile klassischer Tageszeitungen. Im Rundblick berichten wir über das, was vor der eigenen Haustür passiert. Solche Inhalte kommen in Regionalzeitungen, die aus Kostengründen vielfach ihre Lokalredaktionen zusammenlegen, immer weniger vor. Sie sind nach unserer Wahrnehmung in Zeiten wachsender Globalisierung aber wichtiger denn je, weil die Menschen wieder näher in Nachbarschaften zusammenrücken. Wir berichten über Spiele der F-Jugend des lokalen Fußballvereins und viele Aktivitäten von Vereinen sowie lokalen Institutionen und über die lokale Politik. Unsere Inhalte sind unverwechselbar und so anders nicht zu bekommen. Anders ist dies zum Beispiel bei Nachrichten, die Agenturen wie dpa oder Reuters verbreiten. Sie finden diese Inhalte im Web und im Fernsehen und brauchen diese nicht mehr unbedingt in ihrer klassischen Tageszeitung zu suchen.

Glauben Sie, dass Print auch für die jetzige Generation Y auf Dauer Bedeutung haben wird? Wird man auch in 20 Jahren noch Zeitung lesen?

Unsere Zielgruppe ist nicht nach Altersgruppen, sondern nach lokaler Zugehörigkeit und dem entsprechenden lokalen Interesse strukturiert. In unserer Marktnische setzen wir derzeit weiter auf Print. Niemand kann sagen, was in zwei Jahrzehnten ist. Unverwechselbar und für alle, die gute Nachbarschaft leben, und unentbehrlich bleiben unsere Inhalte. Ob diese die Empfänger auf einer Oberfläche aus Papier oder der eines Tablets erreichen, ändert nichts daran, dass es weiterhin einen Bedarf an hyperlokalen Inhalten geben wird, die ein USP von RMP sind. Wir arbeiten natürlich bereits an Zukunftskonzepten, die über das Zeitungsformat hinausgehen.

Und was zeichnet den Standort Troisdorf aus? 

Wir haben hier eine sehr große Wirtschaftskraft und eine grandiose infrastrukturelle Anbindung. Gut ist nach meiner Wahrnehmung auch der Zusammenhalt der Unternehmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich lokale Unternehmen auch gegenseitig unterstützen sollten und so besser im Wettbewerb bestehen können. Troisdorf beheimatet auch Weltmarktführer und ist ein Innovationsstandort.

Was würden Sie gern verbessern?

Ich möchte die Kooperation der Unternehmen in unserer Stadt noch weiter intensivieren. Zudem meine ich, dass das vorhandene weit überdurchschnittliche Potenzial hier am Ort noch stärker als bisher ins Bewusstsein gerückt werden sollte.

Das Interview führte Carsten Seim für den Unternehmer-Club pro Troisdorf.

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