Mannstaedt GmbH: Unternehmerfrühstück bei einem Global Player aus Troisdorf

Sonntag, 14. Juni 2015 Mannstaedt GmbH: Unternehmerfrühstück bei einem Global Player aus Troisdorf

Mannstaedt GmbH: Unternehmerfrühstück bei einem Global Player aus Troisdorf

Troisdorf – Die Mannstaedt GmbH behauptet sich am Weltmarkt erfolgreich mit Spezialprofilen aus Stahl. Wie gelingt dies im Hochlohnland Deutschland? Das war eine der zentralen Fragen an Geschäftsführer Dieter Wilden, der gemeinsam mit seinem Co-Geschäftsführer Ulrich Hannemann am 10. Juni rund 100 Gäste zum Unternehmerfrühstück des Unternehmer-Clubs pro Troisdorf und der Wirtschaftsförderung Trowista auf dem Werksgelände in Friedrich-Wilhelms-Hütte empfing.

Das 1825 aus einer Eisenhütte hervorgegangene Unternehmen punktet im Wettbewerb mit anderen Herstellern rund um den Globus „durch unsere besondere Produktvielfalt und -Qualität – da steckt deutsche Ingenieurskunst dahinter“, so Geschäftsführer Wilden in einem pro Troisdorf-Interview.

Im Gespräch mit der pro Troisdorf-Vorstandsvorsitzenden Leonie Schneider-Kuttig und dem Journalisten Carsten Seim erklärte er: „Auch Fabriken in China, Russland und der Türkei sind auf unserem Markt aktiv. Wir bei Mannstaedt können und wollen uns nicht mit deren Lohn- und Preisstruktur messen. Wir schaffen andere Werte für unsere Kunden.“ Dazu zählt auch eine besondere Liefer- und Termintreue: „Kunden wollen heute auf die Stunde genau beliefert werden – und sie kommen zu uns, weil wir das garantieren.“ Überraschender Weise ist der Mannstaedt GmbH seinen Worten nach aus der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 ein weiterer Wettbewerbsvorteil erwachsen: „Unsere Abnehmer wollen von uns wissen, ob es uns als Lieferanten in fünf Jahren noch gibt“, so Wilden: „Wir genießen als fast zweihundert Jahre alte Marke besonderes Vertrauen bei allen, die an nachhaltigen hochqualitativen Kundenbeziehungen interessiert sind. Sie haben bei uns auch das Vertrauen, dass wir über die investiven Mittel verfügen, um eventuell erforderliche Produktmodifikationen auf den Weg zu bringen. Unsere Eigenkapitalquote liegt bei 40 Prozent. Das können Sie anderswo in Deutschland suchen.“

Die Mannstadt GmbH ist nach wechselvoller Geschichte im Jahr 2006 in den Besitz der Georgsmarienhütte Holding übergangen. Sie erwirtschaftet heute mit 750 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 217 Millionen Euro (2014).

Auch bei Mannstaedt spürt man die demografisch bedingte Verknappung des Arbeitskräfteangebotes. Manager Wilden: „Der Wettbewerb der Unternehmen um Fachkräfte ist voll entbrannt. Wir bewegen uns hier in einer florierenden Region und konkurrieren mit einigen anderen Unternehmen – darunter Big Player wie der Flughafen. Deshalb bemühen wir uns um eine gute Unternehmensdarstellung. Dabei hilft unser guter Name in der Region.“

In diesem Jahr war das Unternehmen nicht in der Lage, alle 15 angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Dies liegt, so der Mannstaedt-Chef, auch daran, „dass die Qualität der Schulabgänger sinkt“: „Noten stehen für mich dabei an zweiter Stelle – es geht mir eher um Werte, die die jungen Leute mitbringen. Das entsteht im Elternhaus. Das können wir als Unternehmen nicht beeinflussen.“

Besonderen wichtig ist Wilden eine gute und persönlich geprägte Mitarbeiterführung: „Ist die Belegschaft zufrieden, stimmt auch das Produkt. Zudem bindet man so qualifizierte Mitarbeiter.“ Stolz ist er darauf, dass frühere Mannstaedt-Mitarbeiter unter seiner Geschäftsführung zurück ins Unternehmen gefunden haben. Sein Ehrgeiz ist es, die Werker nach Möglichkeit bis zur Rente zu beschäftigen. Ein umfassendes Gesundheitsmanagement soll helfen, deren Leistungsfähigkeit möglichst bis ins höhere Alter zu bewahren. Dazu gehören bei Mannstaedt auch Aufklärungsaktionen über gesundes Essen, zu denen die Ehefrauen der Werker eingeladen werden.

In zehn Jahren wird die Mannstadt GmbH ihr 200. Jubiläum feiern. Auf die Frage nach der Zukunft des Unternehmens am Standort Troisdorf gab der in Neuss geborene Manager eine „rheinische Antwort“: „Auf dem Mannstaedt-Werksgelände werden auch in zehn Jahren viele Menschen und Maschinen arbeiten. Aber niemand kann sagen, ob es 600, 750 wie heute oder 900 Belegschaftsmitglieder sein werden.“ Wilden ist überzeugt davon, „dass man auch im Hochlohnland Deutschland in der Stahlindustrie rentabel arbeiten kann“. „Deshalb habe ich meinem Aufsichtsratsvorsitzenden auf die Frage, wie ich eine Kapazitäten-Erhöhung beantworten würde, geantwortet: „Dann bauen wir in Troisdorf aus.“ Ich stehe als Unternehmer zu diesem Land.“

Das Gespräch mit Dieter Wilden führten die pro Troisdorf-Vorstandsvorsitzende Leonie Kuttig und der Journalist Carsten Seim.

Unter den 100 Gästen beim pro Troisdorf/TROWISTA-Unternehmerfrühstück bei der Mannstaedt GmbH waren Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski, der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Harald Schliekert, die VR-Bank-Vorstände Holger Hürten und Peter Biller, Ralf Klösges, Direktor der Kreissparkasse Köln, sowie die stellvertretende Stadtwerke-Chefin und derzeitige kommissarische Geschäftsführerin der TROWISTA, Andrea Vogt.

Lesen Sie hier das gesamte Interview mit Mannstaedt-Manager Dieter Wilden im Wortlaut.

pro Troisdorf Fact Sheet – Mannstaedt GmbH

  • Unternehmen der Georgsmarienhütte Holding GmbH. Deren 45 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und Brasilien arbeiten als selbstständige Gesellschaften mit geschäftlicher und operativer Eigenverantwortung.
  • Geschäftsführer der Mannstaedt GmbH: Dieter Wilden und Ulrich Hannemann.
  • Produkt: Kundenindividuelle, warmgewalzte Stahlprofile für Fahrzeug-, Container-, Waggon-, Container- und Schiffsbau. Zum Beispiel Hubmasten für Gabelstapler, Dreschwerk-Teile für Landmaschinen. Einsatz auch im Bergbau, der Bauindustrie
  • (z. B. Schlossprofile für Spundwände) sowie im Maschinen- und Apparatebau.
  • Gewichte von 2 kg/m bis 180 kg/m, Längen bis 24 Meter.
  • Kunden: National und international. Mannstaedt beliefert unter anderem Toyota, John Deere (Landmaschinen), Kion (Hersteller von Gabelstaplern, Lagertechnikgeräten und Flurförderzeugen) und BPW, Wiehl (Achsen für Trailer).
  • 47 Prozent der Produktion gehen nach Deutschland, 28 % nach Europa. Rund 16 Prozent liefert Mannstaedt nach Amerika, 9 Prozent in den Rest der Welt – vor allem nach Asien. Auch chinesische Unternehmen sind Kunden.
  • Mitarbeiterzahl: 750 Mitarbeiter (Durchschnitt) 
  • Umsatz (2014): 216,9 Millionen Euro 
  • Betriebsfläche: 53 Hektar– entspricht 75 Fußballfeldern.
  • Walzkapazität (2014): 250.000 Tonnen
  • Gewerbesteuerzahler in Troisdorf

Eckdaten

  • 1825   Johann Wilhelm Windgassen eröffnet Eisenhütte an der Sieg.
  • 1855   Johann Jakob Langen verwandelt das 1843 von Windgassen übernommene Unternehmen in eine Aktiengesellschaft, den Sieg-Rheinischen Bergwerks- und Hüttenactienverein.
  • 1911   Der Kölner Unternehmer Louis Mannstaedt übernimmt das Werk. Mannstaedt lässt „rote“ und „schwarze“ Kolonie bauen.
  • 1923   Die Klöckner-Werke kaufen das Unternehmen.
  • 1944   schwere Kriegszerstörungen
  • 1954   erste Feinwalzstraße nimmt Arbeit auf.
  • Wirtschaftswunderjahre: bis zu 6000 Mitarbeiter.
  • 1989   British Steel übernimmt Mannstaedt-Werke.
  • 1997   Mannstaedt erreicht Marktführerschaft für Spundwände.
  • 2006   Die Georgsmarienhütte Holding übernimmt das Werk.
  • 2009   Infolge der schweren Wirtschaftskrise müssen 200 Stellen gestrichen werden.
  • 2012   Fertigstellung eines neuen Logistikzentrums. 

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